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VW-Gewerkschaft will keinen Ex-FBI-Mann als Vermittler

VW-Gewerkschaft will keinen Ex-FBI-Mann als Vermittler
Freeh hätte keinen Rückhalt seitens der Arbeitnehmerseite. Müller will Strafzahlungen noch nicht beziffern.

Am Montag hatten Medien berichtet, der VW-Vorstand wolle Louis Freeh, den früheren FBI-Chef, mit Billigung des Aufsichtsrats in der Abgasaffäre in den USA als Experten und Vermittler einsetzen. Der 66-Jährige würde damit auch Aufgaben wahrnehmen, die in das Ressort der neuen VW-Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt fallen. Sie war vom Konkurrenten Daimler zu den Wolfsburgern gewechselt und leitet "Integrität und Recht".

Allerdings hätte Louis Freeh als möglicher US-Sonderbeauftragter im kriselnden VW-Konzern keinen Rückhalt der Arbeitnehmerseite. "Wir kennen diese Personalie nicht, und sie steht auch nicht auf der Agenda des Aufsichtsratspräsidiums", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstagvormittag aus Kreisen der mächtigen VW-Arbeitnehmervertreter.

Die Arbeitnehmervertreter sehen keinerlei Bedarf für die angebliche Personalie Freeh. Am frühen Nachmittag kommt in Wolfsburg die Spitze des Aufsichtsrates, das Präsidium, zusammen.

Aus den Arbeitnehmerkreisen hieß es zu den Spekulationen über Freeh unmissverständlich: "Wir haben Frau Hohmann-Dennhardt für diese anspruchsvolle Aufgabe. Weiteren Bedarf sehen wir nicht."

Am Montag hatte sich ein VW-Konzernsprecher nicht zu den Berichten äußern wollen. "Das sind Spekulationen, die wir nicht kommentieren."

Strafzahlungen sind Spekulation

Die Strafzahlungen, die Volkswagen wegen der Abgasaffäre in den USA drohen, lassen sich nach Angaben von Konzernchef Matthias Müller noch nicht beziffern. "Die Milliardensummen für mögliche Maximalstrafen, die da im Raum stehen, stammen weder von uns noch von den amerikanischen Behörden. Sie sind reine Spekulation", sagte Müller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

In den genannten Höhen seien die Summen "unseriös". Das US-Justizministerium hatte Anfang Jänner bei einem Bundesgericht in Detroit eine Zivilklage eingereicht, die für den Wolfsburger Autobauer Strafzahlungen in Milliardenhöhe zur Folge haben könnte. Die Spekulationen reichten damals von einer einstelligen Milliardensumme bis zu 90 Mrd. Dollar (82,6 Mrd. Euro).

Ex-FBI-Chef Louis J. Freeh kennt schon mehrere Einsätze, bei denen er auf Honorarbasis als Aufklärer und Vermittler aufräumte. Aus deutscher Sicht lautet das bisher bekannteste Beispiel Daimler: Freeh überwachte den schwäbischen Autobauer nach einem Schmiergeld-Prozess in den USA im Auftrag eines Gerichts und der US-Börsenaufsicht SEC.

Auch nach dem Ende seiner Tätigkeit als Anti-Korruptionsberater blieb er den Stuttgartern erhalten und wechselte Anfang 2013 in den neu gegründeten Integritätsbeirat des Autobauers, in dem externe Experten ihr Wissen bündelten.

Auch der skandalgeschüttelte Weltfußballverband FIFA hatte Freeh schon einmal engagiert: Von 2011 an half der auf Industriespionage spezialisierte US-Amerikaner bei der Aufklärung der Vorgänge rund um die umstrittene Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar.

Freeh ging nach einer umfangreichen juristischen Ausbildung 1975 zum FBI. Bei der im US-Inland zentralen Polizei- und Strafverfolgungsbehörde, die auch etliche geheimdienstliche Befugnisse hat, arbeitete er anfangs als „Special Agent“ in New York, später wechselte er nach Washington in die FBI-Zentrale.
Es folgten Aufgaben auf Positionen als Staatsanwalt, teils bei aufsehenerregenden Fällen wie dem der „Pizza Connection“ in den 1980er Jahren. Der Prozess um Drogenhandel der Mafia fußte laut FBI auf der bis dato umfangreichsten Ermittlung in der US-Geschichte.

1993 wurde Freeh als FBI-Direktor vereidigt. Diese Position füllte er bis zum Jahr 2001 aus. Freeh ist 66 Jahre alt. Er wurde geboren in Jersey City im US-Ostküsten-Bundesstaat New Jersey nahe New York.

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