VW-Betriebsratschef besorgt über scharfe CO2-Vorschriften

VW-Betriebsratschef besorgt über scharfe CO2-Vorschriften
VW müsse bis 2025 eine Million Elektroautos verkaufen, um die vorgeschlagenen Ziele zum CO2-Ausstoß einhalten zu können.

Zu scharfe Klimaschutzvorschriften könnten die Autoindustrie in Europa nach Befürchtung von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh in die Bredouille bringen. So müsste Volkswagen bis 2025 gut eine Million Elektroautos verkaufen, um die von der EU vorgeschlagenen strengeren Ziele zum Kohlendioxid-Ausstoß einhalten zu können.

Doch es sei fraglich, ob das Strom- und Ladestellennetz dafür ausgelegt und die Batteriekosten niedrig genug seien, erklärte Osterloh am Dienstagabend im Wirtschaftspresseclub Stuttgart. "Klar haben wir auch ein paar Aufgaben in der Automobilindustrie - aber wenn die Infrastruktur nicht da ist, ist es schwierig, einen Menschen davon zu überzeugen, dass er ein E-Auto kaufen soll", sagte Osterloh. Sollten die Hürden kurze Reichweite und hoher Preis nicht überwunden werden, drohe der erwartete Umschwung zu klimaschonenden E-Autos "ein Reinfall" zu werden.

"Dann haben wir ein Riesenproblem"

Finanzielle Folgen wären für VW wie auch alle anderen Hersteller unausweichlich. "Dann haben wir ein Riesenproblem als Automobilindustrie, dann werden wir nämlich Strafen zahlen." Jeder Autokonzern habe dann die Wahl, Strafen zu zahlen oder mit Preisnachlässen die Kunden für emissionsfreie E-Autos zu gewinnen. Das könne aber bedeuten, dass der Autobauer keinen Gewinn oder sogar Verlust mit batteriebetriebenen Autos mache. Aus Sicht des Betriebsrats, für den stabile Gewinne zur Absicherung von Arbeitsplätzen oberstes Gebot sind, wären Preisabschläge keine gute Idee. "Wenn ich die Preise einmal kaputt habe, krieg ich die nie wieder hoch."

Die Autoindustrie verfolgt mit Sorge die Diskussion der Gesetzgeber in der Europäischen Union. Nach durchschnittlich 95 Gramm CO2 je Kilometer sollen nach dem Vorschlag der EU-Kommission Neuwagen bis 2025 noch 15 Prozent weniger und bis 2030 dann 30 Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen. Mitte Juli stimmt das Europäische Parlament über seine Position ab, dort werden noch höhere Reduktionsziele gefordert. Der europäische Autoverband ACEA hält hingegen maximal 20 Prozent Abbau bis 2030 für machbar.

Aufholen im vierten Quartal

Das Thema CO2 mache ihm viel mehr Sorge als die derzeitigen Schwierigkeiten des VW-Konzerns, seine Neufahrzeuge rechtzeitig nach der ab September vorgeschriebenen neuen Messmethode WLTP für Schadstoffe und Spritverbrauch zertifiziert zu bekommen, erklärte Osterloh weiter. VW hatte Anfang Juni mitgeteilt, wegen der Engpässe beim neuen Prüfverfahren könnten voraussichtlich konzernweit 250.000 Fahrzeuge später als geplant gebaut werden. Das Stammwerk in Wolfsburg wird deshalb im August und September wöchentlich ein oder zwei Tage weniger arbeiten. Auch in den Werken Zwickau und Emden sind Schließtage notwendig. "Wir gehen davon aus, dass wir im vierten Quartal wieder aufholen, soweit wie möglich", sagte Osterloh. Das sei zwar eine "Riesenherausforderung", aber sie sei beherrschbar. Das Unternehmen werde 50 Prozent des Lohnausfalls der Beschäftigten ausgleichen, erklärte Osterloh. Eine Lehre daraus ist nach Ansicht des VW-Betriebsratschefs, dass der Konzern die hohe Anzahl seiner Motorvarianten von derzeit noch mehr als 260 weiter verringern müsse.

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