VW-Aufsichtsratschef Piëch droht Entmachtung

Gerüchte um Abwahl: Arbeitnehmer und Niedersachsen stellen sich aber hinter Piëch.

Am Donnerstag hatte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch erstmals einen Machtkampf verloren. Er wollte VW-Chef Martin Winterkorn abservieren, die anderen Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums stellten sich aber hinter Winterkorn. Dessen Vertrag soll sogar verlängert werden. Jetzt könnte Piëch selbst die Entmachtung drohen.

„Die Mehrheit ist gegen Piëch“, sagte ein Aufsichtsrat gegenüber der Bild am Sonntag. „Der Alte muss weg“, soll ein Mitglied des Gremiums gesagt haben. Neben den zehn Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat sollen auch die je zwei Aufsichtsräte der Porsche-Familie und des Landes Niedersachsen (zweitgrößter VW-Aktionär) dafür sein, den 78-Jährigen abzuwählen. Damit wären 14 der insgesamt 20 Mitglieder des Gremiums für eine Palastrevolte bei VW.

Rückenstärkung

Die Revolte dürfte so aber nicht stattfinden. IG Metall und das Land Niedersachsen stellten sich am Sonntag hinter Piëch. Der frühere IG-Metall-Chef und stellvertretende VW-Aufsichtsratsvorsitzende Berthold Huber dazu: „Es gibt keinen Grund, den Rücktritt von Dr. Piëch zu betreiben. Die Arbeitnehmer haben zum wiederholten Male erklärt, dass wir die Kombination zweier starker Persönlichkeiten an der Spitze von Volkswagen schätzen.“ Eine Sprecherin des niedersächsischen Landesregierung sagte, Ministerpräsident Stephan Weil stehe weiter zu seiner Haltung, die Zusammenarbeit sowohl mit Piëch als auch mit VW-Chef Winterkorn fortsetzen zu wollen.

Das Handelsblatt berichtete in seiner Montagsausgabe von einem weiteren geplanten Treffen des VW-Aufsichtsrats, das "zeitnah" - also noch vor der Hauptversammlung am 5. Mai - erfolgen soll. Die Arbeit zwischen den beiden (Anm.: Piech und Winterkorn) müsse funktionieren.

Am Wochenende pilgerte die Autowelt zur internationalen Automesse nach Schanghai. Fast 2000 Hersteller aus 18 Ländern sind dort vertreten. Sonntagabend hätte VW-Boss Winterkorn dort eine Rede halten sollen. Aus dem strahlenden Auftritt nach dem gewonnenen Machtkampf wurde nichts. Winterkorn sagte seine Teilnahme bei der großen VW-Veranstaltung überraschend ab. „Herr Winterkorn hat sich wegen eines grippalen Infekts dazu entschieden, nicht nach Asien zu reisen“, sagte ein Konzernsprecher.

Nach dem Hickhack in der Vorwoche könnte Winterkorn wirklich verschnupft sein.

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