Diesel-Technik wird überleben, aber mit besseren Tests

Die VW-Affäre hat Konsequenzen auf vielen Ebenen.

Über Jahre hatte Volkswagen Abgas-Tests in den USA manipuliert, um Diesel-Fahrzeuge umweltfreundlicher darzustellen als sie eigentlich sind. Die vor gut zwei Wochen aufgedeckte Affäre hat viele Konsequenzen. Auf den Wolfsburger Autobauer selbst kommt eine Lawine an Prozessen, Strafen und Schadenersatzzahlungen zu. Und die gesamte Branche muss sich auf neue Testverfahren einstellen.

"Das Ende der Diesel-Technologie bedeutet das sicher nicht", sagte Professor Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC. Es müsse aber ein Umdenken geben. Die Automobilindustrie müsse Techniken einsetzen, die wirksam Emissionen verringern. Der Gesetzgeber wiederum habe für regelmäßige Marktbeobachtungen und Emissions-Kontrollen in der Praxis zu sorgen. Eigenständige Feldüberwachungen habe es in Deutschland bisher nicht gegeben. "Der Grund für die fehlenden Überprüfungen ist leider das fehlende Geld", so Kolke.

In den USA werden jetzt auch Tests auf der Straße durchgeführt. Die US-Umweltbehörde EPA will damit und mit überarbeiteten Testmethoden feststellen, ob auch andere Autohersteller geschummelt haben. Noch gibt es keine Hinweise darauf, dass auch andere Produzenten eine manipulierte Software eingesetzt haben.

US-Attacke

Dass die VW-Affäre just jetzt bekannt wurde, als der deutsche Autobauer langsam, aber doch begann, auf dem US-Markt in Fahrt zu kommen, sorgt für so manche Theorie. Eine davon: Die USA wollen mit ihrem Vorgehen im Abgasskandal die Marktführerschaft der Europäer bei Diesel-Autos attackieren. Diesen Verdacht hegt Carlos Ghosn in einem Schreiben an den EU-Industrieministerrat. Ghosn ist kein Geringerer als der Boss von Renault und der Präsident des europäischen Autoverbandes.

Noch nicht greifbar ist, wie sehr die Autoindustrie und ihre Zulieferer unter der VW-Affäre leiden werden. Auswirkungen sind aber schon jetzt zu spüren: Der Zuliefer-Konzern Schaeffler musste seinen Börsengang in Frankfurt, der für Montag angesetzt war, zumindest um ein paar Tage verschieben.

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