Vor Notenbank-Sitzungen: Zarte Zuversicht an der Zinsfront
Das für Donnerstag angekündigte Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping und ein mögliches Handelsabkommen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt stehen an den Märkten im Fokus der Aufmerksamkeit. Ein mögliches Ende der US-amerikanischen Zolldrohungen und im Gegenzug die erhoffte Lockerung bei den chinesischen Exportkontrollen für seltene Erden sorgen für Optimismus.
Stimmung hellt auf
Dazu kommen aufgehellte Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Geschäftsklimaindex aus München sowie zwei Zinssitzungen in dieser Woche. Einmal heute, Mittwoch, bei der US-Notenbank Fed in Washington und danach am Donnerstag bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Euro-Währungshüter um Präsidentin Christine Lagarde gönnen sich dieses Mal freilich einen Ausflug nach Florenz und tagen nicht wie sonst üblich in Frankfurt.
Für die EZB erwarten die meisten Analysten, dass die Währungshüter den Leitzins wie bereits im September unverändert bei 2,0 Prozent belassen werden. „Ein EZB-Einlagesatz von 2,0 Prozent wird uns womöglich noch länger begleiten. Die EZB sieht ihr Mandat der Preisstabilität als erfüllt an und wird das Zinsniveau nur anpassen, wenn sich der Konjunktur- und Inflationsausblick merklich ändert“, sagt Gunter Deuber, Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International (RBI).
Weitere Zinssenkung schon eingepreist
Am Finanzmarkt wird teilweise noch eine Zinssenkung in den kommenden Monaten eingepreist, was laut Deuber jedoch sehr unwahrscheinlich ist. Jüngste Vorlaufindikatoren, gerade aus Deutschland, bestätigen das Szenario eines moderaten Wirtschaftsaufschwungs, was für leicht zunehmende Preissteigerungsrisiken spricht.
Mehr Bewegung wird es wohl in Washington geben. Experten gehen davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve an ihrer moderaten Zinssenkungspolitik festhalten wird. Die Erwartung lautet, dass die Fed den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen weiteren Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 3,75 Prozent bis 4,00 Prozent heruntersetzen wird.
Inflationsfrage
Der lange Zeit rund laufende US-Jobmotor geriet zuletzt ins Stottern. Fed-Chef Jerome Powell sagt schon längere Zeit, dass ihm der Arbeitsmarkt aktuell mehr Sorgen bereitet als die Teuerung. Das war auch im September das Argument für die erste Zinssenkung der Fed in diesem Jahr. Zugleich muss die Notenbank aber auch die Inflationsgefahren im Auge behalten, da sich die Teuerung mit zuletzt 3,0 Prozent schon recht weit vom Zielwert der Fed von 2,0 Prozent entfernt hat. Jedoch hatten Analysten eine höhere Teuerung erwartet, sodass die 3,0 Prozent in der Vorwoche mit Erleichterung aufgenommen wurden und an den US-Börsen für Rekordstände sorgten.
Aufgrund der erschwerten Datenverfügbarkeit in den USA wegen des Regierungs-Shutdowns kann momentan auch nicht ausgeschlossen werden, dass der US-Leitzins erst im Dezember gesenkt wird. Deuber: „Ein weniger restriktives Leitzinsniveau soll die Risiken einer Abkühlung am US-Arbeitsmarkt mindern, gleichzeitig aber die erhöhte Inflation nicht außer Acht lassen. Letzteres spricht klar gegen ein rasches und entschiedenes Senken der Leitzinsen, wie es etwa der Trump-Vertreter Stephen Miran zuletzt forderte.“
Powell-Nachfolge
Im Hintergrund läuft in den USA das Match um die Nachfolge von Powell weiter. Mehrere Notenbanker haben sich bei Trump schon in Stellung gebracht und treten wie der Präsident für kräftigere Zinssenkungen ein, um die US-Wirtschaft anzukurbeln.
Laut US-Finanzminister Scott Bessent sind noch fünf Kandidaten für den Fed-Chefposten im Rennen: Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett, der ehemalige Notenbank-Direktor Kevin Warsh, die aktuellen Fed-Direktoriumsmitglieder Christopher Waller und Michelle Bowman sowie der BlackRock-Manager Rick Rieder. Eine Entscheidung soll bis Jahresende fallen.
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