Von ÖIAG nach Brüssel: Beyrers Flucht nach vorn

Telekom. Das Wort kann Markus Beyrer wohl nicht mehr hören – es als Thema jedoch abhaken.
Der ÖIAG-Boss hängt seinen 500.000-Euro-Job an den Nagel, scheidet daher auch als Telekom-Aufsichtsratschef aus, und geht als Cheflobbyist für Europas Industrie nach Brüssel.
Doch der Reihe nach: Im Juli 2011 wechselte der damalige Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) an die Spitze der Verstaatlichten-Holding ÖIAG. Kurze Zeit später gab es bereits erste Berichte über Jagdeinladungen für Beyrer auf Kosten der Telekom. Seither beschäftigt der Telekom-Skandal das Land und einen U-Ausschuss. Nun reicht es Beyrer ganz offensichtlich. Die Politik ist über die weitere Zukunft der Telekom zerstritten. Der Rückhalt für den Telekom-Chefaufseher Beyrer war enden wollend. Die Jagdeinladungen verteidigte Beyrer als für einen IV-Vertreter üblich. Die Telekom-Sache habe ihm jedoch persönlich sehr zu schaffen gemacht, ist aus Beyrers Umfeld zu hören.
Chefetage

Am Donnerstag bestätigte sich dann eine profil-Meldung, wonach Beyrer an die Spitze von Business Europe wechselt und damit zum obersten Industrievertreter in Europa aufsteigt. "Das ist der wichtigste Arbeitgeberverband in Europa mit Sitz in Brüssel", heißt es aus der IV, wo man sich schon auf den guten Draht nach Brüssel freut. Business Europe, das heißt: 41 Mitgliedsverbände aus 35 Ländern. Rund 1200 Fachleute arbeiten in diversen Arbeitsgruppen. Im Brüsseler Headquarter werken immerhin 45 Leute.
Die handelnden Personen in der "EU-Hauptstadt" kennt Beyrer, 46, noch aus der IV-Zeit. Schon damals saß er im Aufsichtsgremium von Business Europe. Die Wahl von Beyrer zum dortigen Generalsekretär ist für heute, Freitag, anberaumt. An einen raschen Umzug denkt Beyrer dem Vernehmen nach aber noch nicht, vorerst will der Vater zweier Kinder pendeln.
Seine Karriere startete der studierte Rechts- und Handelswissenschafter in der Wirtschaftskammer, bevor er zum Wirtschaftsberater von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel wurde. Nach einer Rückkehr in die WKO ging es an die Spitze der Industriellenvereinigung, 2011 folgte der Wechsel in die ÖIAG.
Beyrers Vertrag bei der Staatsholding wäre noch bis Juni 2014 gelaufen. An der letzten Ausschreibung für den ÖIAG-Chef beteiligten sich 30 Manager, Insider rechnen auch diesmal mit großem Interesse. Im Vorjahr ritterten Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Ex-Telekom-Boss Boris Nemsic um den ÖIAG-Job.
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