Vom Gift in der Hose: Gütesiegel im Check

Eine Person näht mit einer Nähmaschine eine Gesäßtasche an eine dunkle Jeans.
Welchen Labels man beim Kleidungseinkauf vertrauen kann, verrät ein neuer Ratgeber.

Konsumieren, aber wie? Neben Tipps für den Elektronik- und Fischeinkauf legt Greenpeace nun einen aktualisierten Ratgeber in Sachen Kleidung vor. In der Broschüre wird aufgelistet, welche der bekannten Textilsiegel giftfreie Kleidung garantieren.

Fazit: Die Label des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (zur Website der IVN Best) und der Global Organic Textile Standard (zur GOTS-Website) schneiden am besten ab. Sie verbieten gefährliche Chemikalien bereits in der Produktion, argumentiert Greenpeace, und legen damit eine saubere Textilproduktion von Beginn an fest.

Als einzige Schwachstelle ortet man bei einigen Chemikalien fehlende Grenzwerte. Auch andere Siegel haben sich aufgrund des Drucks von Greenpeace verbessert, heften sich die Umweltschützer den Erfolg an die Fahnen. "Im Textilbereich gibt es einen Urwald an Gütesiegeln. Nur wenige halten hohen Ansprüchen stand. Wir fordern alle Standards auf, grüne Mode nicht nur zu anzutäuschen, sondern wirklich zu garantieren", sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin bei Greenpeace.

"Urwald an Gütesiegeln"

Der Umschlag des Greenpeace-Einkaufsratgebers „Textil-Label unter der Detox-Lupe“ zeigt Wäsche auf einer Leine vor einer Landschaft.
Neben IVN Best und GOTS ist auch Bluesign eingeschränkt empfehlenswert, da der Standard eine umfassende Liste verbotener oder eingeschränkter Substanzen vorlegt. "Doch auch hier gibt es noch Lücken, und einige der Grenzwerte sind zu hoch", sagt Kaller. Öko-Tex hat mit"Made in Green"einen neuen Standard eingeführt, der deutlich anspruchsvoller ist als der schwacheÖko-Tex 100. Während "Made in Green" die gesamte textile Kette regelt, ist Öko-Tex 100 so schwach, dass sich sogar billige Diskonter-Ware aus dem Supermarkt oft damit ziert. "Die Ware ist damit lediglich auf Schadstoff-Rückstände in Textilien geprüft. Der Chemikalieneinsatz bei der Herstellung wird nicht untersucht. Wie viel schädliche Chemikalien bei Diskonter-Kleidung zum Einsatz kommen, hat jüngst ein Test von Greenpeace ergeben. Öko-Tex 100 wird vielfach als Feigenblatt missbraucht, weil der Name fälschlich Umweltschutz suggeriert", sagt Kaller.

Auch Soziales zählt

Eine Frau sitzt neben einem großen Haufen Jeans und bearbeitet eine Hose.
A migrant worker makes jeans in Dadun village in Zengcheng near the southern Chinese city of Guangzhou June 20, 2011, one week after militia fired tear gas in this factory town to quell rioting over the abuse of a pregnant street hawker who became a symbol of simmering grassroots discontent. Picture taken June 20, 2011. To match Special Report CHINA-MIGRANTS/ REUTERS/Bobby Yip (CHINA - Tags: POLITICS BUSINESS EMPLOYMENT)
Der Textilratgeber stellt außerdem auch die fünf Sozialstandards vor, die in Österreich am gängigsten sind. Dazu gehört etwa eine Mitgliedschaft in der"Fair Wear Foundation", die soziale Bedingungen in Nähfabriken verbessert oder für Löhne sorgt, die wirklich zum Leben reichen. Viele kleine Modemarken kombinieren ein Öko- und ein Sozialsiegel, um doppelt gut zu sein - eine Kombination aus GOTS und FairTrade ist in diesem Bereich sehr beliebt.

Zuletzt rät der Ratgeber zu Maßnahmen, die einem im besten Fall der Hausverstand mit auf dem Weg gegeben haben sollte: Weniger ist mehr. Tauschen statt kaufen, reparieren statt wegschmeißen, einzelne gute Kleidungsstücke kaufen statt vieler billiger. Die Textilproduktion vergiftet Gewässer und Trinkwasser in Ländern wie China oder Pakistan. Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace viele Textilhersteller von H&M über Adidas bis zuletzt Tchibo überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten.

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