Vollbremsung an Frankfurter Börse

Eine Frau arbeitet in einer Fabrik an der Montage von Fahrrädern mit roten Felgen.
Die Gläubiger entmachten den Mifa-Vorstand, der Aktienkurs stürzt ab.

Beim Fahrradhersteller Mifa (für Mitteldeutsche Fahrradwerke) läuft es schon länger nicht rund. Seit Anfang des Jahres Fehler in der Bilanz entdeckt wurden, fehlt es an allen Ecken und Enden an Geld. Vor gut einer Woche musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Die Hoffnung, der indische Hersteller Hero Cycles würde als Retter einsteigen, hatte sich zerschlagen. Am Mittwoch folgte die nächste Vollbremsung: Die Gläubiger des Fahrradherstellers entzogen dem Vorstand des insolventen Unternehmens aus Sachsen-Anhalt das Vertrauen für die Sanierung.

Gegen Eigenverwaltung

Der vorläufige Gläubigerausschuss, der aus den wichtigsten Kreditgebern, Arbeitnehmervertretern und anderen Ansprucheberechtigten besteht, habe sich einstimmig gegen eine Insolvenz in Eigenverwaltung und für die Einsetzung eines externen Insolvenzverwalters ausgesprochen, teilte die Mifa am Mittwoch mit. Das Amtsgericht Halle habe daher beschlossen, den bisher als Sachwalter agierenden Lucas Flöther zum vorläufigen Insolvenzverwalter zu bestellen. Einen Grund für die Ablehnung durch die Gläubiger nannte die Mifa nicht.

Die neue Konstellation beschneidet den Vorstand um den neuen Vorstandschef Thomas Mayer empfindlich in seinen Rechten. Bei einer Eigenverwaltung hätte er auch in der Insolvenz das Sagen gehabt und wäre vom Sachwalter nur beaufsichtigt worden. In einem normalen Insolvenzverfahren trifft der Verwalter fast alle Entscheidungen selbst. Die Gläubiger haben seit der Reform des Insolvenzrechts vor zwei Jahren weitgehende Rechte im Insolvenzverfahren.

An der Börse in Frankfurt, an der Mifa seit zehn Jahren notiert, legte die Aktie am Mittwoch eine veritable Vollbremsung hin - der Kurs sackte um mehr als zwölf Prozent ab. Die Aktie kostete nur noch 45 Cent. Vor wenigen Monaten hatten Mifa-Papiere noch mehr als 6 Euro gekostet. Unter den massiv betroffenen Aktionären: der frühere AWD-Boss Carsten Maschmeyer, der 20,2 Prozent an Mifa hält.

Kommentare