Volkswagen: Versucht Piëch Winterkorn abzusetzen?

Sind nicht gut aufeinander zu sprechen: Martin Winterkorn (l.) Ferdinand Piech (r.)
Aufsichtsratschef betreibt Absetzung noch vor Hauptversammlung, berichten deutsche Medien. Piëch dementiert.

Ferdinand Piëch legt im Machtkampf beim größten europäischen Autobauer einen Gang zu: Der VW-Aufsichtsratschef versucht laut übereinstimmenden Informationen der Deutschen Presse-Agentur und des NDR, VW-Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der Hauptversammlung am 5. Mai absetzen zu lassen.

Piëch mache sich stark für Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als mögliche Nachfolger, hieß es am Donnerstag. Es gebe Versuche, wonach der Beschluss der Aufsichtsratsspitze vom vergangenen Freitag "unterlaufen werden solle", hieß es bei Personen, die mit der Sache vertraut sind.

Am frühen Donnerstag Nachmittag hat Piëch reagiert und dementierte gegenüber Bild-Zeitung diese Gerüchte. Wörtlich sagte: "Wir haben uns letzte Woche ausgesprochen. Und uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht."

Vorgeschichte

Am vergangenen Freitag hatte das VW-Aufsichtsratspräsidium Winterkorn gestärkt und angekündigt, dessen bis Ende 2016 laufender Vertrag solle verlängert werden. Das Gremium ist ein zentraler Machtfaktor bei VW.

Piëch war zuvor von Winterkorn abgerückt. Nach dpa-Informationen hatte der Aufsichtsratschef während eines Treffens in Salzburg in der vergangenen Woche alle übrigen fünf Mitglieder des sechsköpfigen Aufsichtsratspräsidiums gegen sich.

Die Favoriten im Porträt

Volkswagen: Versucht Piëch Winterkorn abzusetzen?
61 Jahre: Matthias Müller (9. Juni 1953), Porsche

Matthias Müller. Der Porsche-Chef gilt als Favorit für die Winterkorn-Nachfolge. Der 61-Jährige ist als besonnener, aber zugleich zupackender Manager bekannt. Müller arbeitet seit Jahren eng mit Winterkorn zusammen und gilt als sehr durchsetzungsstark.

In der Autobranche hat er den Ruf eines exzellenten Produktstrategen und eines der wichtigsten Männer im Volkswagenkonzern. Müller wird immer wieder als Kandidat für den höchsten Job im Vorstand gehandelt. Kürzlich schürte er entsprechende Spekulationen erneut: Er schließe nichts aus und sei für nichts zu alt, sagte er vor etwa einem Monat.

Der im sächsischen Chemnitz geborene und in Bayern aufgewachsene Manager kennt nicht nur Porsche, sondern weiß auch, wie Audi und VW in ihren Produktplanungen ticken. Der gelernte Werkzeugmacher und Informatiker leitete von 2003 bis 2007 das Produktmanagement der Audi-Marken, zu denen auch Seat und die Sportwagenschmiede Lamborghini gehören. Anschließend folgte er seinem Chef Winterkorn in gleicher Funktion nach Wolfsburg. Den Posten als Porsche-Chef übernahm Müller im Herbst 2010 nach der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW. 2014 verbuchte Porsche unter seiner Führung einen neuen Verkaufsrekord.

Winfried Vahland.Der Skoda-Chef hatte bisher eher eine Außenseiter-Rolle. Dabei hat sich der Automanager bereits auf dem inzwischen wichtigsten Einzelmarkt des Autoherstellers seine Sporen verdient.

Als China-Chef ließ er von 2006 bis 2010 auf Basis des alten Golf den Verkaufsschlager Lavida bauen, errichtete Fabriken, kurbelte den Absatz im Reich der Mitte an und schraubte die Kosten herunter. Dann wurde er nach Tschechien gerufen, um als Skoda-Chef die VW-Marke mit tschechischen Wurzeln wieder in die Spur zu bringen.

Der 58-Jährige bringt vor allem den richtigen Stallgeruch mit. Er kennt den VW-Konzern seit Jahren. Der gelernte Wirtschaftsingenieur begann seine Karriere in den 1980er Jahren zwar bei Opel, wechselte aber schon 1990 zu Audi und wurde 2002 erstmals in den Skoda-Vorstand berufen. 2005 ging Vahland dann nach China.

Er genießt intern einen guten Ruf. Sein Erfolg kann sich auch bei Skoda sehen lassen: Zuletzt stieg die Rendite der Tschechen im laufenden Geschäft auf sieben Prozent. Damit ist die Marke weitaus profitabler als die Kernmarke VW. Im vergangenen Jahr verkaufte Skoda erstmals über eine Million Autos. Ein Viertel des Absatzes entfällt inzwischen auf einen Markt, den Vahland gut kennt: China.

Auch an anderer Front wird um die Spitze gefochten: Europas größter Autobauer bleibt zum Jahresauftakt beim Absatz weiter hinter Toyota zurück. Die Japaner verkauften im ersten Quartal mit insgesamt 2,52 Mio. Fahrzeugen zwar 2,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dies waren aber immer noch 30.000 Stück oder 1,2 Prozent mehr als der Volkswagen-Konzern.

Da VW weiter im US-Markt schwächelt und außerdem das wichtige China-Geschäft zuletzt nicht mehr so rund lief, könnte es dieses Jahr doch nichts mit einer Wachablösung von Toyota als weltgrößtem Autohersteller werden. Anfang des Jahres hatte es noch danach ausgesehen, dass VW dies 2015 schaffen könnte.

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