Volksbanken zoffen sich mit ÖVAG und Aufsicht
Im Volksbankensektor kracht es. Der mit Regierung und Aufsicht akkordierte Plan, als Teil der ÖVAG-Abwicklung die 41 regionalen Volksbanken bis 2016 auf acht zusammenzufusionieren, droht zu kippen. Mehrere Volksbanken wehren sich gegen Fusionen und gegen einen neuen Verbundvertrag. Die Aufsicht (FMA) hat sich eingeschaltet. Das empört den Volksbankenverband, der sich hinter die "Rebellen" stellt.
"Wo bleibt die Objektivität der FMA?"
Christian Pomper, der designierte neue Verbandsanwalt, beschwert sich: "Wo bleibt die Objektivität der FMA, wenn die ÖVAG ein 'Ultimatum' stellt und droht, bestehende Verträge betreffend Zahlungsverkehr, Wertpapierabwicklung und Geldversorgung aufzukünden und so den Geschäftsbetrieb gefährdet?"
"Mir geht es um den Minderheitenschutz"
Pomper stellte sich indes "schützend hinter die Rebellen: Mir geht es um den Minderheitenschutz", sagte er heute zur APA. Was passiert, wenn der laut ÖVAG-Restrukturierungsvereinbarungen vorgegebene neue Verbundvertrag, der jetzt in den Generalversammlungen abgestimmt werden muss, nicht zustandekommt? Nichts, findet Pomper, dann gelte automatisch der bestehende erste Vertrag weiter. Das sieht man in der ÖVAG anders.
Pomper glaubt dennoch, dass das nötige Quorum am Ende zustande kommt. Ende Februar und auch im März seien noch einige Abstimmungen anberaumt. Dies seien "demokratische" Entscheidungen.
Entflechtungen
Mit Vorwürfen, es würden gerade jene nicht mehr bei der ÖVAG-Abwicklung mitmachen wollen, die sich das leisten könnten, und die schwächeren blieben unterm Strich beim Staat hängen, fängt Pomper nichts an. Die ÖVAG werde ja kein Staatsgeld mehr bekommen. Laut Pomper ist die Primärstufe in Summe gesund, sie habe auch "geblutet". Rund eine Milliarde hätten die Volksbanken selber in die ÖVAG-Rettung gesteckt. Beim Empfänger der Staatshilfen habe es sich im übrigen ausschließlich um die ÖVAG gehandelt, argumentiert er.
Dass FMA-Vorstand Ettl warnte, "Abtrünnige" würden sprunghaft höhere Eigenmittelerfordernisse vorfinden, entspricht für Pomper "nicht der ganzen Wahrheit". Dazu nannte er die "JRAD"-Kapitalvorgabe von 14,6 Prozent für den Verbund. "Dieses Erfordernis besteht bei Einzelbetrachtung nicht", argumentiert der ab 1. März amtierende neue Verbandsanwalt. Gerade die "Rebellen" verfügten über hervorragende Eigenmittelpolster und seien gesunde, solide und regional starke Institute.
Pomper: Fusionsplan nicht hinfällig
Ein Weg in die Selbstständigkeit bedeutet bei den Volksbankern nach allgemeiner Lesart einen Sektoraustritt. Der Fusionsplan, also die Verschmelzung auf acht große Volksbanken, wäre für Pomper nicht hinfällig, die Zielgröße würde dann eben ohne die Rebellen erzielt.
ÖVAG: Kein Verständnis für Sonderwege
Zu den Aussagen Pompers gab es am Nachmittag einen unmissverständlichen Kommentar aus der ÖVAG: Der Vorstand der ÖVAG habe seinen Standpunkt wiederholt und klar dargelegt. Der ÖVAG-Plan sei der einzig gangbare Weg, den Volksbanken-Sektor zu stabilisieren und im Interesse der Steuerzahler, der Genossenschafter und der Kunden aller Volksbanken einen nachhaltig funktionierenden, neuen Volksbanken-Verbund zu schaffen, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme.
"Es geht dabei nicht um den Schutz von Minderheiten und die Vertretung von Partikularinteressen", so die ÖVAG, "sondern um eine gute Lösung für den Gesamtverbund."
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