Eder: Mehr Industrie oder Sozialkonflikte drohen

Voest-Generaldirektor Wolfgang Eder ist bekannt als Politik-Kritiker. Beim Raiffeisen- Business-Lunch teilte er Richtung Brüssel aus, sorgt sich aber auch um Österreich.
Die neue Voest-Fabrik in Texas habe drei große Vorteile gegenüber Europa: Ein Viertel des europäischen Gaspreises, niedrigere Facharbeiter-Löhne und ein extrem günstiger Grundstückspreis. „Wenn Europa nicht bald bremst, und zwar bei Energiekosten, Sozialwesen und Bürokratie, wird Europa in 10 bis 15 Jahren ohne nennenswerte Industrie da stehen“, so Eder. Die EU habe sich 2001 das Ziel gesetzt, wettbewerbsstärkste Region zu werden. Davon seien wir auch deshalb so weit entfernt, weil auch die EU die Industrie immer mehr belaste.
Und zu Österreich: „ Wir brauchen die Börse als Zugang zu Eigenkapital. Das versteht die Politik nicht. Fünf Jahre hält das Land vielleicht noch aus, ohne dass die Probleme Verwaltung, Pensionen, Bildung gelöst werden, mehr aber nicht.“ Laut Eder verlieren wir auch immer mehr Spitzen-Österreicher. „12 Prozent der Besten gehen ins Ausland, das ist ein dramatischer Brain Drain. Immer mehr Leute haben in dem Staat das Gefühl des Ausgenutzt-Werdens.“
Eder sieht für Europa zwei mögliche Szenarios: „Entweder Europa schafft eine Re-Industrialisierung, oder wir stehen vor Wohlstandsverlust und Sozialkonflikten.“ Der Voest-Chef traut Europa durchaus zu, wieder zu einer starken Industrieregion zu werden, da die Innovationskraft vieler Branchen noch groß sei. Raiffeisen-International-Chef Karl Sevelda wiederum beklagte die Überregulierung der Banken. Die Eigenkapitalbildung werde schwieriger und die Sondersteuern belasten.
Intertrading
Wie am Freitag bekannt wurde, trennt sich die Voest von der VA Intertrading (mehr dazu hier). Die 38,5-Prozent-Beteiligung an dem Rohstoffhändler geht um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag an die Luxemburger Calexco des ukrainischen Oligarchen Kostyantin Zhevago. Die Intertrading sei schon seit 15 Jahren „eine reine Finanzbeteiligung ohne strategische Bedeutung“, so Eder.
Die früher staatliche Intertrading hatte sich 1985 bei Ölgeschäften hoch verspekuliert. Dies führte zur Neuaufstellung der „Verstaatlichten“.
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