VIG-Chefin Stadler: Krankenversicherung zahlt weiter Sonderklasse

VIG-Chefin Elisabeth Stadler
Vienna Insurance Group: Nach Rekordjahr bricht das Neugeschäft ein. Aber weiterhin großes Wachstumspotenzial in Osteuropa.

„Erkrankt ein Kunde am Coronavirus, stehen ihm die gewohnten Leistungen aus der privaten Krankenversicherung zu“, beruhigt Elisabeth Stadler, Chefin von Österreichs größtem Versicherungskonzern VIG (Vienna Insurance Group). Dies gelte für die Sonderklasse im Spital ebenso wie für Privatärzte. Gedeckt seien auch die entsprechenden Leistungen aus der Krankenversicherung bei Auslandsaufenthalten.

Die Reise-Versicherung zahlt jedoch nicht für Stornos, eine Pandemie ist als höhere Gewalt von der Deckung ausgenommen. Muss man die Reise jedoch wegen einer Covid-19-Erkrankung absagen, sind die Stornokosten gedeckt.

Die Unfall- und die Betriebsunterbrechungsversicherung übernehmen die Haftung nur für erkrankte Freiberufler und Selbstständige. Stehen Betriebe wegen der Corona-Krise still, gibt es keine Deckung.

Rekordjahr 2019

Die Freude über das Rekordjahr 2019 wird von der Krise getrübt. Erstmals fuhr die VIG als einzige heimische Versicherungsgruppe mehr als zehn Milliarden Euro an Prämien ein (plus 7,7 Prozent auf 10,399 Milliarden), der Nettogewinn stieg laut vorläufigen Zahlen um 23 Prozent auf 331 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich um 7,4 Prozent auf rund 522 Millionen  Euro.

Die Combined Ratio, die Relation von Kosten und Leistungen zu den Prämien, verbesserte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 95,4 Prozent. Die Solvenzquote (Eigenkapital) stand zum Ultimo 2019 bei 210 Prozent. Die Dividende wird um 15 Prozent auf 1,15 Euro erhöht.

Kapitalanlagen

Die gesamten Kapitalanlagen betrugen zum Jahresende 35,9 Milliarden Euro. Der Rückgang gegenüber 2018 um 1,7 Milliarden Euro liegt laut dem Unternehmen in einer Veränderung der Konsoldierungsmethode der konzerneigenen gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften.

Die Leistungen für Versicherungsfälle stiegen um 4,5 Prozent auf 7,263 Milliarden Euro.

Wiener Städtische Versicherung

Geschäft läuft online

Der Ringturm, das signifikante Wahrzeichen der VIG-Tochter Wiener Städtische am Wiener Donaukanal, ist derzeits beinahe menschenleer. Auch die Kundenbüros sind derzeit in ganz Österreich geschlossen, ab dem ersten Corona-Fall wurde die Mitarbeiter rechtzeitig mit Laptops ausgerüstet und auf Homeoffice umgestellt. Außendienstmitarbeiter betreuen ihr Kunden online, persönliche Kontakte werden zum Schutz beider Seiten vermieden. Es gebe derzeit weniger Anfragen und Abschlüsse, „beim Neugeschäft merken wir sehr deutlich eine Entschleunigung“, konstatiert Stadler.

Bei Krisen wie dieser kommt der VIG zugute, dass der Konzern stark auf Digitalisierung setzt. Informationen, Abschlüsse und Schadensmeldungen funktionieren über Apps einfacher, mit Gesundheitsapps wolle man „Zusatznutzen für unsere Kunden anbieten“. Im Rahmen der 2017 gestarteten Digitalisierungsoffensive werden inklusive 2020 insgesamt 200 Millionen Euro investiert.

Derzeit keine Prognose

Eine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 will Stadler nicht abgeben, zu ungewiss sind die Aussichten. Auch die Auswirkungen auf die Veranlagungsergebnisse sind derzeit nicht abschätzbar.

Das große Wachstumspotenzial liegt nach wie vor in Osteuropa (CEE). Von dort kommen bereits mehr als die Hälfte der Prämien und des Gewinns. Die Versicherungsdichte ist dort nicht so hoch wie im Westen, mit dem Wirtschaftswachstum und der Steigerung des Lebensstandards werde auch der Bedarf an Versicherungen weiter steigen, erklärt Stadler.

Das größte Prämienwachstum erzielte der VIG-Konzern im Baltikum (plus 33 Prozent), gefolgt von Bulgarien, Polen und dem Rest Osteuropas. In Österreich stiegen die Prämien um 2,7 Prozent auf 3,94 Milliarden Euro.

Die ertragsstärksten Märkte seien Österreich, Polen und Tschechien. Auch im

Heimmarkt Österreich sehe man noch viel Potenzial, sagte Stadler gegenüber dem KURIER. 

Der Firmenwert in Rumänien wurde mit 108,8 Millionen vollständig wertberichtigt.

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