Vier Unternehmen im Portrait

Ein Marienkäfer krabbelt auf einer grünen Pflanze.
Fair, öko, grün und sozial: Ein Kibbuz in Gänserndorf, Stoffasern aus Kuhmilch, ein Passivhaus-Hotel und Waschmittel ohne Chemie.

Nachhaltigkeit: Konsumieren und gleichzeitig etwas Gutes für die Gesellschaft tun, das ist das Bedürfnis von immer mehr Menschen. Vier österreichische Unternehmen als Beispiel dafür, wie man mit gutem Gewissen produzieren und einkaufen kann.

Fair: Gärtnern für die Gruppe - der Kibbuz in Gänserndorf

Ein Mann und eine Frau ernten Rhabarber auf einem Feld.
Ochsenherz-Gärtnern genügt das Reden vom Anderssein längst nicht mehr. Auch bewusstes Einkaufen ist ihnen zu wenig. Diese Gruppe von 200 Menschen legt selbst Hand an.Ochsenherz ist eine Gemeinschaft aus Produzenten und Konsumenten – vom einfachen Feldarbeiter bis zum Burgtheater-Schauspieler. Die einen bauen an, die anderen essen und zahlen. Aber nicht für Allerweltsgemüse, sondern für alte Sorten wie die Fleischtomate „Ochsenherz", nach der die Gruppe benannt ist.

„Wir haben uns von der Marktwirtschaft abgekoppelt. Aus dem Boden, auf dem ich jetzt stehe, stammt das Gemüse, das ich esse. Ich will keine Meeresfrüchte essen, die von irgendwoher kommen." Eva Maria Haas schupft das Büro des Kollektivs. „Wir sind wie ein Kibbuz organisiert. Nur, dass wir nicht zusammenwohnen." Die gepachtete Ackerfläche in Gänserndorf und dem Marchfeld reicht gerade zur Versorgung der 200 Mitglieder, mehr Anteilsnehmer könne man nicht aufnehmen, sagt Gartenleiter Stefan Beschorner. Für 120 Euro im Monat bekommen die Mitglieder z. B. zwei Säcke voller Saisongemüse pro Woche.

Organic: Wie Seide auf der Haut - die Milch-Stoff-Faser

Eine lächelnde Frau posiert mit einer silbernen Milchkanne und einem Glas Milch.
Anke Domaske, 29, hat etwas erfunden, das streng genommen auf keine Kuhhaut geht: Die in Hannover ansässige Biologin mit einem Faible für Mode kann aus Kuhmilch Stofffaser herstellen. MitQmilk sorgt sie international für Aufsehen. Die Öko-Faser, die sich auf der Haut wie Seide anfühlt, räumt einen Award nach dem anderen ab. Fragt man Domaske, ob sie heute schon Milch getrunken hat, sagt sie: „Ja, in der Früh. Ich liebe Milch. Freunde und Mitarbeiter meinen sogar: Ich sei Milch."

Ihre Idee, gibt sie dann zu, ist nicht ganz neu: „Schon 1930 hat es die Milchfaser gegeben, sie wurde aber schon nach kurzer Zeit von Polyester verdrängt." Das besonders Feine an Qmilk: „Wir verwenden ein Abfallprodukt aus der Milchproduktion – das Kasein, das Haupteiweiß der Milch." Dazu werden Wasser und andere naturbelassene, geheime Zutaten vermengt. Die Mischung wird dann erhitzt und durch eine feine Düse zu haarfeinen Fäden gesponnen, die weiterverarbeitet innerhalb einer Stunde zwei bis fünf Kilo Milch-Stoff ergeben. Der Rohstoff ist in Hülle und Fülle vorhanden. Domaske beruhigt: „Qmilch ist geruchsneutral."

Green: Grün-Oase in der Stadt - das Passivhaus-Hotel

Eine Frau sitzt vor einer Wand aus Solarzellen in einem Feld mit lila Lavendelblüten.
Michaela Reitterer, 48, sorgt mit ihrer Grünoase inmitten eines Wiener Gründerzeit-Viertels für Aufsehen. IhrÖko-Hotelzwischen Stadthalle und Westbahnhof ist weltweit das erste Hotel in einer Stadt, das übers Jahr gerechnet ebenso viel Energie erzeugt wie verbraucht. Experten nennen so etwas Passivhaus, auch Null-Energie-Bilanz-Haus. Sie sind ob der modernen Solar- und Fotovoltaik-Anlagen aus dem Häuschen.

Drinnen im Frühstücksraum wurlt es. Gäste, die mit Zug oder Rad anreisen, erhalten einen „grünen Bonus" (eine 10-Prozent-Preisreduktion). Reitterer hat, als sie das Hotel im Jahr 2000 ihren Eltern abkaufte, aufs richtige Pferd gesetzt: „Um Geld und Energie zu sparen, habe ich die erste Solaranlage installieren lassen." Weil sich die schnell rentiert hat, hat sie in die nächste investiert. Die Kommentare der Gäste sind jedenfalls hymnisch. Die meisten kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Grün bewegte Menschen und Unternehmen, seinen längst zum echten Faktor geworden. „Auch eineinhalb Wirtschaftskrisen haben unser Wachstum nicht stoppen können."

Sozial: Saubere Geschäfte ohne Chemie - das Waschmittel

Ein Mann im Laborkittel rudert in einem großen Wasserbecken vor einem „Planet Pure“-Hintergrund.
Silvio Perpmer, 39, hat ein reines Gewissen. Der Vorarlberger Unternehmersohn ist der Gründer eines kleinen Betriebs in Hörbranz bei Bregenz, der sichPlanet Purenennt und sich auf die Produktion von Bio-Waschmittel spezialisiert hat. „Wir verwenden keine Chemikalien", betont Perpmer, „nur natürliche Inhaltsstoffe". Seine Waschmittel enthalten keine Tenside, Phosphate und Formaldehyde – sind somit besonders für Allergiker und Baby-Wäsche geeignet. Vom Einkauf der Bio-Zutaten in Indien (Waschnüsse) über die Produktion in Hörbranz bis hin zur Auslieferung kann er die Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette garantieren. Die Rohstoffe sind zudem vegan, gentechnik- und tierversuchsfrei.

Auch die ethische Verantwortung nimmt Perpmer ernst: Neben Maschinen produzieren bei ihm auch Menschen. Damit bleiben in Indien und Österreich Arbeitsplätze erhalten, die zur Hälfte für sozial benachteiligte Menschen reserviert sind. „Faire Entlohnung ist dabei für uns oberste Maxime." Planet-Pure-Produkte gibt es jetzt erstmals flächendeckend in Österreich – als Eigenmarke „Splendid Bio" bei Spar.

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