„Viel mehr Gastronomie im Shoppingcenter ist Humbug“

„Viel mehr Gastronomie im Shoppingcenter ist Humbug“
Laut Experten soll der Marktanteil der Shopping-Center trotz Internet-Konkurrenz weiter steigen

Das boomende Internetgeschäft lässt die Umsätze des Einzelhandels schrumpfen. Roman Schwarzenecker von der Beratungsgesellschaft Standort + Markt glaubt allerdings nicht, „dass die Marktanteile der Shoppingcenter schrumpfen werden“. Er geht vielmehr davon aus, dass deren Marktanteile von derzeit rund 25 Prozent auf bis zu 30 Prozent steigen werden. Allerdings werde es wohl zehn Jahre dauern, bis dieses Ziel erreicht sein wird. „Die Dynamik hat sich abgeschwächt.“ Sollte es allerdings sehr wohl zu einem deutlichen Rückgang der Umsätze kommen, dann „wird eine wirtschaftliche Führung der Shops kritisch zu hinterfragen sein“, heißt es im Pressetext. Derzeit beträgt die Leerstandsrate zwischen 3,4 und 3,6 Prozent.

Erweiterung

Es soll in Zukunft weniger Neueröffnungen geben, dafür aber mehr Erweiterungen von bereits bestehenden Shoppingcentern. Denn „die guten Standorte sind schon besetzt“, so der Experte. Dazu komme, dass die Raumordnung restriktiver ausgelegt werde als früher.

Wobei die klassischen Einkaufszentren nicht so stark wachsen werden wie Fachmarktzentren. Als Einkaufszentren gelten große geschlossene Räume mit Geschäften in mehreren Etagen, wie etwa die Shopping Malls. Es gibt dort oft Tiefgaragen. Das größte Einkaufszentrum in Wien ist das Donauzentrum mit einer Fläche von 123.900 .

Unter Fachmärkten versteht man mehrere große Fachgeschäfte, die oft von außen über einen großen gemeinsamen Parkplatz betreten werden. Das größte Fachmarktzentrum ist mit 57.500 der Gewerbepark Stadlau in Wien.

Von den jährlich rund 13 Milliarden Euro Umsatz der Shoppingcenter entfallen etwa 10,6 Milliarden auf Einkaufszentren und 2,5 Milliarden auf Fachmarktzentren.

Was sagt der Trend?

Gibt es einen Trend für die künftige Ausgestaltung von Shoppingcentern? Schwarzenecker sieht durchaus Möglichkeiten, den Bedürfnissen der Kunden in Zukunft gerecht zu werden. Entscheidend sei der Mix im Angebot. Als Beispiel nennt er das größte Einkaufszentrum in Österreich, die Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf (Niederösterreich). Die SCS ist ein Mix aus unterschiedlichen Bereichen wie etwa Motorcity, dem klassischen Einkaufszentrum und Fachmärkten. Außerdem ist noch ein Kino dabei. Auch bei Zentren in der Stadt werde es eine Kombination aus Geschäften, Büros und Wohnungen geben.

Ein altes, aber aktuelles Thema ist die Gastronomie im Shoppingcenter. Laut Standort + Markt beträgt der durchschnittliche Flächenanteil der Gastronomie konstant sechs Prozent. Hannes Lindner von Standort + Markt glaubt zwar an eine Steigerung, aber „viel mehr Gastronomie ist Humbug“. Ein Anteil von 20 Prozent oder mehr sei unrealistisch.

Allerdings fehlen bei diesen Zahlen die an die Einkaufszentren angeschlossenen Kinos. Die statistische Trennung kümmert Kunden, die vom Einkaufszentrum der SCS in die Gastronomiebereich des dortigen Kinos wechseln, sicher nicht.

„Viel mehr Gastronomie im Shoppingcenter ist Humbug“

Shoppincenter G3: Der einzig autofreie Weg ist ein Bus

Lokalaugenschein aus dem fünftgrößten Einkaufszentrum Österreichs.

Das wellenförmige Dach fällt als Erstes ins Auge.  Zwischen Autobahn und Brünnerstraße hat vor über fünf Jahren das G3 Shopping Resort Gerasdorf eröffnet.Gerasdorf ist ein Grüne-Wiese-Standort. Es gibt keine direkte öffentliche Verkehrsanbindung. Der einzige autofreie Weg ins G3 ist ein Shuttlebus, der zwischen Center und  dem Bahnhof Floridsdorf im Stundentakt pendelt.

In den hellen Gängen befinden sich laut Centerbetreiber ECE durchschnittlich 15.000 Besucher pro Tag. Sie kommen aus unterschiedlichen Gründen, vom klassischen Wocheneinkauf  bis zum gemütlichen Shopping. Zdena  ist zum „Bummeln“ mit ihren Freundinnen  aus Tschechien angereist. „Mir fällt auf, dass viele Tschechen hier sind“, sagt sie. Das Einzugsgebiet spricht dafür, es fängt nördlich der Donau an und endet im tschechischen Brünn.

Shopping and Food

Das Einkaufszentrum hat 130 Shops, aufgeteilt auf zwei Gänge. In einem haben sich Kundenmagneten wie H&M und das Schuhgeschäft CCC angesiedelt.  Der zweite Gang wirkt etwas ruhiger, die Geschäfte sind kleiner. Immer wieder schließt ein Shop, einer neuer eröffnet. Rund sechs Prozent des G3-Branchenmix sind Gastronomiebetriebe: Es gibt alles. Vom chinesischen All-you-can-eat-Buffet bis zum Kebabstand, aber auch die klassische Hausmannskost. Textilgeschäfte haben einen Anteil von 45 Prozent, der Lebensmittelhandel zwölf Prozent.

Ein Shop, der schon seit der Eröffnung im G3 zu finden ist, ist der Frisör Fehringer. „Wir sind ins G3 gekommen, in der Hoffnung, dass die Niederösterreicher in Niederösterreich bleiben“, erzählt Geschäftsführer Dominik Schüller. Für ihn hat es sich bewahrheitet. Dann ein Blick vor sein Ladenlokal: „Und wir halten uns im Vergleich zu anderen Geschäften auch.“ - Vanessa Zwieb

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