Viel Gegenwind für Autohersteller auf der IAA

BMW-Chef Oliver Zipse stellt das neue Recycling-Auto des Münchner Herstellers vor.
Autobauer legen auf der Internationalen Automobilmesse ihren Fokus auf Umweltschutz. Klimaaktivisten geht das aber nicht weit genug.

Die Internationale Automobilausstellung IAA ist am Montag nicht in Frankfurt, sondern erstmals am neuen Standort in München mit einem neuen Konzept als Verkehrsmesse IAA Mobility gestartet. Die Branche will über Wege zur Klimaneutralität und die Vernetzung verschiedener Verkehrsträger sprechen.

Ab Dienstag starten auch die Autopräsentationen sowie die Testfahrten für Besucher. Erstmals können sie auf einer IAA rund 250 neue Fahrzeuge auf Straßen und einem Autobahnabschnitt zwischen der Stadt und dem Messegelände probeweise fahren, darunter auch Wasserstoff- und hochautomatisierte Autos. Auch Fahrräder und E-Scooter werden präsentiert und können getestet werden. Unter den Ausstellern sind erstmals 70 Fahrradhersteller.

Recycling-Auto

Mehrere Hersteller sorgten in München bereits am ersten Tag für große Aufmerksamkeit. BMW-Chef Oliver Zipse stellte ein zu 100 Prozent aus Altmaterial und nachwachsenden Rohstoffen hergestelltes Auto vor. Der BMW i Vision Circular hat eine Karosserie aus wiederverwertetem, nicht lackiertem Aluminium und Stahl, das wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden kann. Chrom, Doppelrahmen, Stege, Zierleisten und Dekors wurden weggelassen, das BMW-Logo einfach ins Metall gelasert.

Auch im Inneren des Fahrzeugs gibt es weder Chrom noch Leder, sondern ausschließlich recyceltes Material. Auf Bildschirme wird verzichtet: Für den Fahrer wichtige Anzeigen werden auf der Windschutzscheibe eingeblendet. Laut Zipse geht es für BMW auch um Betriebswirtschaft: Rohstoffe werden knapper und teurer. In Zukunft sollen 50 Prozent der BMW-Autos aus recyceltem Material gefertigt werden.

Mercedes begeisterte die anwesenden Journalisten mit dem rein elektrisch fahrenden Oberklasse-Modell EQS, das eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern und viele technische Finessen bietet, sowie dessen kleineren Bruder, dem oberen Mittelklasse-Modell EQE. Geländewagen sowie die Mercedes-Luxusmarke Maybach sollen in Zukunft überhaupt nur noch elektrisch fahren, wie Mercedes auf der IAA verspricht.

Große Marken fehlen

Volkswagen hat eine autonom fahrende Prototypen-Version des VW-Busses ID.Buzz fertiggestellt, ab 2025 soll ein Serienbetrieb möglich sein. Diese selbstfahrenden „Bullis“ sollen zum Beispiel bei Roboter-Taxi-Diensten eingesetzt werden. Ziel ist es, Unfälle zu verringern bzw. sie zu verhindern.

Wegen der Corona-Pandemie fehlen zahlreiche namhafte Hersteller, so haben unter anderem Toyota und Stellantis abgesagt. Die Veranstalter werten es jedoch schon als Erfolg, dass die Messe überhaupt stattfinden kann.

Demonstrationen

Begleitet wird die IAA von zahlreichen Demonstrationen von Umweltschützern. Die Polizei erwartet am Samstag bis zu 45.000 Teilnehmer. Laut Greenpeace ist die IAA trotz neuen Konzepts nicht glaubwürdig. Sie sei nur ein Schauspiel und schaue man hinter die Kulissen, findet man dasselbe schmutzige Geschäft. Die Autoindustrie weigere sich, daran mitzuwirken, das Schlimmste an der Klimakrise abzuwenden.

Viele Kritiker sind der Meinung, dass die Autohersteller trotz großer Investitionen noch immer nicht genug für den Umweltschutz tun.

Kommentare