Verbund-Konzern: Der nächste Aufsichtsrat verabschiedet sich

Vize-Präsident Michael Süß kam angeblich mit einer Pistole ins Aufsichtsrats-Meeting.
Das Aufsichtsratspräsidium löst sich auf. Auch Vize-Chef und "Pistolero" Michael Süß geht mit der Hauptversammlung.

Dem mehrheitlich staatlichen Stromkonzern Verbund kommt nach dem Vorsitzenden Gerhard Roiss auch der Vize-Präsident des Aufsichtsrates abhanden. Der deutsche Manager Michael Süß, 55, informierte am Donnerstag seine Kollegen im Aufsichtsrat über seinen bevorstehenden Abgang.

Süß verabschiedet sich ebenfalls mit der Hauptversammlung am 30. April. Als Grund nannte er lediglich, es sei „an der Zeit, neuen Gesichtern Platz zu machen“. Tatsächlich dürfte die Neuaufstellung der Staatsholding ÖBAG der Auslöser sein. Die Holding will einen eigenen Vertreter an die Spitze der Aufsichtsräte der Beteiligungsunternehmen setzen.  
Der Verbund, an dem die Republik Österreich mit 51 Prozent die Mehrheit hält, gehört nach wie vor zum Finanzministerium, wird aber von der ÖBAG verwaltet.

Süß ist Präsident des Verwaltungsrates des Schweizer Technologiekonzerns Oerlikon. Die Gruppe gehört ebenso zum Imperium des russischen Oligarchen  Viktor Vekselberg wie Sulzer.  Dort sitzen  Ex-Siemens-Chef Peter Löscher und Roiss im Verwaltungsrat. Löscher hatte 2018  angekündigt, sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der OMV mit der Hauptversammlung am 14. Mai 2019 zurückzulegen.

Kritik aus Invesotrenkreisen

Aus Investorenkreisen hört man Kritik am relativ kurzfristigen Rücktritt von Roiss und Süß. Beide hätten bei der Bestellung des neuen Verbund-Vorstandes im Vorjahr sehr wohl politischem Einfluss nachgegeben. Die jetzigen Rücktritte dürften eher aus gekränkter Eitelkeit erfolgen, wird vermutet.

Die Bestellung des oberösterreichischen ÖVP-Vize-Landeshauptmannes Michael Strugl zum stellvertretenden CEO des Verbundes sorgte in Wirtschaftskreisen für Kritik. Strugl hatte bis dahin in keinem Unternehmen gearbeitet.  Auch die Wahl des FPÖ-Kandidaten Achim Kaspar in den Vorstand wurde kritisiert.

Mit Pistole in Aufsichtsrats-Meeting

Wie man aus Verbund-Aufsichtsratskreisen hört,  soll die Aufregung groß gewesen sein, als Süß bei einem Treffen des Gremiums mit einer Pistole an der Hüfte aufmarschierte. Angeblich eine Glock. Der Manager habe argumentiert, er sei früher bedroht worden und die Waffe sei ihm aus Sicherheitsgründen genehmigt worden. Süß soll einen europäischen Waffenschein besitzen. Er lief angeblich auch 2017 als Besucher beim Forum Alpbach bewaffnet herum.

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