Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis

Wasser, teurer als Benzin? Ja, das gibt es - in Venezuela. Nirgendwo auf der Welt kann man so billig tanken wie in diesem südamerikanischen Land. Doch die Milliardensubventionen sind kaum noch zu finanzieren - weshalb der sozialistische Präsident Nicolas Maduro nun unpopuläre Maßnahmen ergreift. Denn Venezuela steht kurz vor dem Ruin und wird erstmals seit rund 20 Jahren den Benzinpreis wieder anheben.
Wie Benzin und Währung zusammenhängen

Kritikern zufolge sind die Reformen nicht weitreichend genug. Sie fordern, das 13 Jahre alte Währungssystem von Maduros Vorgänger Hugo Chavez komplett abzuschaffen.
Benzin wird subventioniert

Die Opposition, die im Dezember bei der Parlamentswahl eine Mehrheit in der Nationalversammlung erringen konnte, wirft ihm Misswirtschaft vor und strebt ein Referendum zu seiner Abwahl an. Sie kritisierte, dass die Preissteigerungen das Leben von Millionen Venezolanern erschwerten, die ohnehin schon mit den hohen Ausgaben Probleme hätten.
Maduro rechnet mit Einsparungen von 800 Millionen Dollar jährlich durch die verringerte Nutzung von Mischungskomponenten. Zudem würden durch die Preiserhöhungen bei Benzin nun die Produktionskosten gedeckt und die Finanzen des staatlichen Ölkonzerns PDVSA gestärkt.
Eine Benzinpreis-Erhöhung galt bisher aus politischen Gründen als sehr heikel, 1989 war es bei einem solchen Vorhaben zu schweren Unruhen mit hunderten Toten gekommen ("Caracazo"). Nun soll der Liter Benzin rund einen Bolivar kosten (91 Oktan) beziehungsweise 6 Bolivar für 95 Oktan - was bei einem Geldwechsel auf dem Schwarzmarkt immer noch bedeutet, dass 100 Liter Benzin nur knapp 15 Dollar-Cent kosten beziehungsweise 75 Dollar-Cent. Aber die Devisen sind knapp und die Inflationsrate mit über 200 Prozent die höchste der Welt, weshalb viele Bürger gegen die zahlreichen Preissteigerungen aufbegehren.
Für Touristen ist der Bolivar teurer
Auf dem Schwarzmarkt kann der Dollar derzeit zu 800 bis 1.000 Bolivar gewechselt werden. Präsident Maduro kündigte an, dass der offizielle Wechselkurse etwa für Touristen künftig bei einem Dollar zu 200 Bolivar liegen soll. Der sich komplett im Staatsbesitz befindliche Konzern PDVSA ist das größte Erdölunternehmen Lateinamerikas - und schwer unter Druck.
Öl-Gelder speisen Sozialprogramme

2015 ist die venezolanische Wirtschaft um fünf Prozent geschrumpft. Wegen des fallenden Ölpreises sind laut Maduro die Staatseinnahmen um 70 Prozent eingebrochen. Es gibt bereits Spekulationen über einen möglichen Staatsbankrott des OPEC-Mitglieds.
Fakten über Venezuela

Kommentare