Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis

In Venezuela kostete ein Liter Benzin nur 0,01 Dollar-Cent.
Land mit weltgrößten Ölreserven gilt als "Tank-Paradies". Doch Chavez-Nachfolger Maduro muss reformieren.

Wasser, teurer als Benzin? Ja, das gibt es - in Venezuela. Nirgendwo auf der Welt kann man so billig tanken wie in diesem südamerikanischen Land. Doch die Milliardensubventionen sind kaum noch zu finanzieren - weshalb der sozialistische Präsident Nicolas Maduro nun unpopuläre Maßnahmen ergreift. Denn Venezuela steht kurz vor dem Ruin und wird erstmals seit rund 20 Jahren den Benzinpreis wieder anheben.

Wie Benzin und Währung zusammenhängen

Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis
Venezuela's President Nicolas Maduro speaks during a meeting at Miraflores Palace, in front of a painting of South American revolutionary hero Simon Bolivar, in Caracas, in this handout picture provided by Miraflores Palace on February 17, 2016. REUTERS/Miraflores Palace/Handout via Reuters ATTENTION EDITORS - THIS PICTURE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE AUTHENTICITY, CONTENT, LOCATION OR DATE OF THIS IMAGE. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS.
Maduro kündigte am Mittwoch in einer Fernsehansprache Verteuerungen bei Benzin von 1329 Prozent an. Die Veränderungen würden ab Freitag an den Tankstellen umgesetzt. Der Wechselkurs der Landeswährung Bolivar wird demnach um 37 Prozent auf zehn Bolivar je Dollar von bisher 6,3 Bolivar abgewertet. Zugleich kündigte Maduro Veränderungen beim Währungssystem an.

Kritikern zufolge sind die Reformen nicht weitreichend genug. Sie fordern, das 13 Jahre alte Währungssystem von Maduros Vorgänger Hugo Chavez komplett abzuschaffen.

Benzin wird subventioniert

Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis
Venezuelan motorists line up for fuel at a gas station, which belongs to Venezuela's state oil company PDVSA, in Caracas, February 17, 2016. REUTERS/Marco Bello
Das Land mit den größten Ölreserven der Welt subventioniert das Benzin bisher mit rund zehn Milliarden US-Dollar im Jahr. "Wir haben das billigste Benzin der Welt. In den USA kostet ein Liter mindestens 0,78 Dollar (...) und in Venezuela nur 0,01 Dollar-Cent", verteidigte der sozialistische Präsident Maduro in einer Ansprache die neue Maßnahme. Diese sei notwendig, um die tiefe Krise zu bekämpfen.

Die Opposition, die im Dezember bei der Parlamentswahl eine Mehrheit in der Nationalversammlung erringen konnte, wirft ihm Misswirtschaft vor und strebt ein Referendum zu seiner Abwahl an. Sie kritisierte, dass die Preissteigerungen das Leben von Millionen Venezolanern erschwerten, die ohnehin schon mit den hohen Ausgaben Probleme hätten.

Maduro rechnet mit Einsparungen von 800 Millionen Dollar jährlich durch die verringerte Nutzung von Mischungskomponenten. Zudem würden durch die Preiserhöhungen bei Benzin nun die Produktionskosten gedeckt und die Finanzen des staatlichen Ölkonzerns PDVSA gestärkt.

Eine Benzinpreis-Erhöhung galt bisher aus politischen Gründen als sehr heikel, 1989 war es bei einem solchen Vorhaben zu schweren Unruhen mit hunderten Toten gekommen ("Caracazo"). Nun soll der Liter Benzin rund einen Bolivar kosten (91 Oktan) beziehungsweise 6 Bolivar für 95 Oktan - was bei einem Geldwechsel auf dem Schwarzmarkt immer noch bedeutet, dass 100 Liter Benzin nur knapp 15 Dollar-Cent kosten beziehungsweise 75 Dollar-Cent. Aber die Devisen sind knapp und die Inflationsrate mit über 200 Prozent die höchste der Welt, weshalb viele Bürger gegen die zahlreichen Preissteigerungen aufbegehren.

Für Touristen ist der Bolivar teurer

Auf dem Schwarzmarkt kann der Dollar derzeit zu 800 bis 1.000 Bolivar gewechselt werden. Präsident Maduro kündigte an, dass der offizielle Wechselkurse etwa für Touristen künftig bei einem Dollar zu 200 Bolivar liegen soll. Der sich komplett im Staatsbesitz befindliche Konzern PDVSA ist das größte Erdölunternehmen Lateinamerikas - und schwer unter Druck.

Öl-Gelder speisen Sozialprogramme

Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis
An oil worker walks past an oil installation operated by Venezuela's state oil company PDVSA in Morichal in this July 28, 2011 file photo. REUTERS/Carlos Garcia Rawlins/Files
Mit seinen Einnahmen werden die Sozialprogramme für untere Schichten finanziert. Bei einem Ölpreis von unter 30 Dollar je Barrel ist das kaum noch möglich. Das Unternehmen hat rund 150.000 Mitarbeiter und hat nach eigenen Angaben Förderkosten von 13 Dollar je Barrel Erdöl. Die Fördermenge soll derzeit 2,8 Millionen Barrel Öl und Flüssiggas pro Tag betragen. Venezuela bemüht sich im Rahmen des Ölkartells OPEC darum, dass der globale Ölpreis rasch wieder steigt.

2015 ist die venezolanische Wirtschaft um fünf Prozent geschrumpft. Wegen des fallenden Ölpreises sind laut Maduro die Staatseinnahmen um 70 Prozent eingebrochen. Es gibt bereits Spekulationen über einen möglichen Staatsbankrott des OPEC-Mitglieds.

Fakten über Venezuela

Venezuela erhöht erstmals seit 20 Jahren Benzinpreis
Karte Venezuela, Factbox Land, Bevölkerung; Entwicklung BIP-Wachstum, Arbeitslose und Inflation 2013-2016 - Säulengrafiken, Kurzchronologie GRAFIK 1354-15, 88 x 136 mm

Kommentare