Vatikanbank: Papst holt Schönborn als Aufsicht

Ein Kardinal in schwarzer Kleidung und rotem Käppchen geht mit einer Aktentasche die Straße entlang.
Die skandalgebeutelte Bank soll tiefgreifend reformiert werden. Papst Franziskus beruft überraschend Wiener Erzbischof in Kardinalskommission.

Reise nach Rom" - und Christoph Schönborn hat einen Stuhl ergattert: Der Wiener Kardinal ist von Papst Franziskus in die Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR berufen worden. Das teilte der Vatikan am Mittwoch laut Kathpress mit. Mit dem Einsatz der neuen Kommission plant Papst Franziskus Medienberichten zufolge eine tief greifenden Neuorganisation der immer wieder mit Skandalen in Verbindung gebrachten Vatikanbank.

Weitere neue Mitglieder der Kommission sind der Erzbischof von Toronto, Thomas Christopher Collins, der Erzpriester der römischen Kirche Santa Maria Maggiore, Kardinal Santos Abril y Castellound der neue Staatssekretär und designierte Kardinal Pietro Parolin. Von den bisherigen Mitgliedern des Gremiums wurde nur Kardinal Jean-Louis Tauranbestätigt, der Präsident des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.

Ausgeschieden sind der frühere Vorsitzende der Kommission, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sowie die Kardinäle von Sao Paulo in Brasilien und Ranchi in Indien, Odilo Scherer (63) und Telesphore Toppo (73). Franziskus berief die Mitglieder für fünf Jahre. Einen neuen Vorsitzenden benannte der Papst zunächst nicht. Vermutlich dürfte Parolin nach seiner Aufnahme ins Kardinalskollegium am 22. Februar diese Funktion übernehmen.

"Störende Elemente beseitigt werden"

"Gerne will ich den Papst in seinem Anliegen unterstützen, dass die Vatikanbank wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllt und dem Auftrag der Kirche dient," sagte Kardinal Schönborn unmittelbar nach Bekanntwerden seiner Ernennung gegenüber Kathpress.

Dafür müssten "störende Elemente beseitigt werden", so Kardinal Schönborn, der sich für das Vertrauen des Papstes dankbar zeigte und "nach Kräften und nach Maß der Möglichkeiten" die neue Aufgabe wahrnehmen will. Er habe der überraschenden Ernennung zugestimmt, weil es darum gehe, "Papst Franziskus in seinen Bemühungen zur Reform der Kurie und Erneuerung der Kirche zu unterstützen" .

Mehr Transparenz nach Skandal

Luftaufnahme eines Teils der Vatikanstadt mit dem Vatikanischen Palast.
Luftbildaufnahme des "Instituts für die religiösen Werke" in Vatikanstadt.
Nach etlichen Skandalen um dubiose Geldgeschäfte befindet sich das "Institut für die Religiösen Werke", auch Vatikanbank genannt, gegenwärtig in einer Umstrukturierung. Der neue Aufsichtsratsvorsitzende, der DeutscheErnst von Freyberg, will das Geldinstitut transparenter machen und internationalen Standards anpassen.

Im Oktober veröffentlichte das IOR, das Einlagen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro verwaltet, erstmals einen Jahresbericht. Der von Franziskus berufene Kardinalsrat zur Kurienreform will bei seinen nächsten Sitzungen über die Zukunft der Vatikanbank beraten. Bis dahin soll eine vom Papst eingesetzte Kommission unter Leitung von Kurienkardinal Raffaele Farina Reformvorschläge für das IOR vorlegen.

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