Urlauber reagierten zur Pandemie-Bekämpfung laut Studie nur auf Reiseverbote

Auch aus Deutschland kommen immer mehr Urlauber schon im Frühjahr
Öffentliche Appelle ohne Wirkung, zeigt Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Touristen lassen sich in der Corona-Pandemie einer Studie zufolge nur von strengen Reisebeschränkungen abschrecken. Appelle etwa von Politikern zum Urlaubsverzicht zeigen hingegen kaum Wirkung, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch unter Berufung auf eine Analyse rund um die bei Deutschen so beliebte Baleareninsel Mallorca mitteilte.

Demnach konnten Spaniens Einreiseverbote und Quarantäneregeln den Flugverkehr erheblich verringern. Corona-Regeln in der Urlaubsregion wie Maskenpflicht und Ausgangssperren oder die Veröffentlichung von Inzidenzen im Urlaubs- und Herkunftsland sowie öffentliche Appelle hätten dagegen keinen Effekt.

Reiseverhalten schwer zu beeinflussen

"Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass die Politik nur mit sehr strengen Reisebeschränkungen das Reiseverhalten beeinflussen kann", erklärte DIW-Experte Jo Seldeslachts. Zusammen mit Fachleuten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wertete das DIW Flugdaten von 23 deutschen Airports nach Mallorca zwischen Jänner 2020 und Juli 2021 aus. Mit jährlich fünf Millionen deutschen Touristen sei die Insel das beliebteste ausländische Urlaubsziel der Deutschen.

Die Corona-Pandemie traf den Mallorca-Flugverkehr im vergangenen Jahr drastisch. Laut Studie wurden im Vergleich zu 2019 nur 25 Prozent der Sitzplätze angeboten. Allerdings schwankte das Angebot je nach Woche sehr stark. Während anfangs praktisch der gesamte Passagierflugverkehr zum Erliegen kam, starteten ab Juni 2020 wieder Flüge. Danach bewegte sich das Sitzplatzangebot zwischen zehn und 86 Prozent im Vorjahresvergleich. Der Spitzenwert wurde zu Ostern 2021 erreicht, obwohl Deutschland sich noch im Lockdown befand und die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner über 100 lag. Außerdem galt auf Mallorca zu dem Zeitpunkt eine Maskenpflicht im Freien, eine Ausgangssperre und eine Sperrstunde für die Gastronomie.

Aufrufe zeigten keine Wirkung

"Das Beispiel Ostern 2021 veranschaulicht sehr gut, dass sich Urlauber und Urlauberinnen von vielen Restriktionen nicht abschrecken lassen", betonte Seldeslachts. "Auch die vielen Aufrufe aus der Politik, auf Reisen zu Ostern möglichst zu verzichten, zeigten keine Wirkung." Mit Beginn der Sommerferien 2021 gab es deutlich mehr Sitzplätze für Mallorca-Flüge, während die Impfquoten in Deutschland stark stiegen. Die Balearen galten in dieser Zeit zwar als Hochrisikogebiet, mit Impfnachweis fiel eine Quarantäne jedoch weg.

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