Unzufriedene sind öfter krank

   
Laut WIFO gibt es einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Krankenstände und Zufriedenheit im Job. Krank sein kostet jährlich etwa 7,7 Milliarden Euro.

Die Krankenstände der Arbeitnehmer sind erneut gestiegen. 2011 waren unselbstständig Beschäftigte im Jahresverlauf durchschnittlich 13,2 Tage im Krankenstand. Im Jahr zuvor waren es laut dem Fehlzeitenreport des WIFO lediglich 12,9 Tage.

Das ist im Langzeitvergleich kein sehr hoher Wert. Die meisten Ausfälle gab es mit durchschnittlich 17,4 Krankenstandstagen 1980. Damals gab es aber auch weniger Teilzeitbeschäftigte. Außerdem wurden die medizinischen Behandlungsmethoden seither verbessert. Frauen sind häufiger krank als Männer. Eine deutliche Steigerungsrate gibt es nach wie vor bei den psychischen Erkrankungen.

Die Klage der Wirtschaft über die Krankenstandskosten ist durchaus berechtigt. "Sie sind für die Betriebe und für die Volkswirtschaft ein hoher Kostenfaktor", so WIFO-Forscher Thomas Leoni. Er schätzt die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten für das Jahr 2010 in Folge von Unfällen und Krankheiten auf etwa 7,7 Milliarden Euro. Das entspricht immerhin 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Eine Grafik zeigt die Krankenstandstage im Jahresdurchschnitt pro Person für Arbeiter und Angestellte.

Schwerpunkt im WIFO-Bericht ist der Zusammenhang zwischen Krankenstand und Unternehmenskultur. Die Daten lassen "einen deutlichen statistisch robusten Zusammenhang zwischen der Krankenstandsquote der Beschäftigten und Elementen wie Führungsqualität, sozialer Unterstützung und Gratifikation (Belohnung, Anm. d. Red) erkennen", lautet die Zusammenfassung von Leoni. Jene Gruppe, die ihr Arbeitsumfeld in der EU negativ beurteilt, ist eineinhalb Tage mehr im Krankenstand als Personal, das mit den Führungskräften zufrieden ist. Dazu kommt: Je schlechter die Einschätzung der Mitarbeiter über die Unterstützung im Unternehmen, desto öfter sind sie im Krankenstand.

Leoni ist bei der Interpretation der Daten vorsichtig: Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich der gesundheitliche Zustand der Arbeitnehmer negativ auf die Einschätzung der Unternehmenskultur auswirkt.

Außerdem gibt es regionale Unterschiede. Die wenigsten Krankenstandstage sind in Salzburg angefallen, die meisten in Niederösterreich. Bei den Beamten des Bundes fallen etwa um ein Viertel mehr Krankenstände an, als bei den Angestellten im ASVG-Bereich.

„Anti-Stress-Gesetz“ ab Jänner

Schärfere gesetzliche Bestimmungen zum Arbeitnehmerschutz sollen ab 1. Jänner 2013 psychische Belastungen am Arbeitsplatz minimieren und dadurch Burn-out verhindern. Die entsprechende Novelle zum Arbeitnehmerschutzgesetz (AschG) passiert voraussichtlich nächste Woche den Ministerrat. Konkret werden die Betriebe stärker in die Pflicht genommen. Sie haben zwar jetzt schon eine Fürsorgepflicht, diese bezieht sich aber vor allem auf physische, nicht auf psychische Belastungen.

Ab Jänner sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, die Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu erheben, von externen Arbeitsmedizinern bzw. Psychologen beurteilen zu lassen und geeignete Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer umzusetzen.

"Experten schauen sich an, wie belastend das Arbeitsumfeld für den Arbeitnehmer ist", erläutert AK-Experte Alexander Heider. Standardisierte Fragebögen und Gespräche mit Beschäftigten sollen dabei helfen. Um über das Thema alter(n)sgerechte Arbeitsplätze und Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie künftig besser Bescheid zu wissen, wird die Ausbildung zum Arbeitsmediziner um 30 Stunden auf 390 Stunden erhöht.

Die Aufgaben der Arbeitsinspektion werden um den "Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer" erweitert.

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