"Unverschämtheit": Post will ältere Mitarbeiter loswerden

Ein Postbote trägt eine Lieferung die Treppe hinauf.
Saftige Abfertigungen sollen Über-50-Jährige zum Abschied bewegen. Die Empörung ist groß.

Alle Appelle zur längeren Beschäftigung älterer Arbeitnehmer prallen an der teilstaatlichen Post ab: Sie will die Zahl ihrer über 50 Jahre alten Mitarbeiter verringern. Um Vertragsbedienstete zum Abschied zu bewegen, wird diesen unter anderem die Verdreifachung der Abfertigung angeboten, wie der Standard berichtet.

Bediensteten zwischen 50 und 56, die länger als zehn Jahre im Unternehmen sind, winken bis zu 45 Bruttomonatsbezüge an freiwilliger Abfertigung zuzüglich der gesetzlichen Abfertigung. Beim Übertritt in die Arbeitsstiftung kommen weitere 5000 Euro dazu.

Der Betriebsratsvorsitzende Helmut Köstinger betont gegenüber der Zeitung, dass es sich um eine Initiative der Post handelt und kein Mitarbeiter zur Annahme des Angebots gezwungen werden kann. Dass ausgerechnet die mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Post ältere Arbeitnehmer aus dem Unternehmen bugsieren will, "gefällt mir auch nicht, ist aber eine moralische Frage", sagt Köstinger.

In dem der APA vorliegenden "Freiwilligen-Abfertigungsprogramm" von Post-Personalchef Franz Nigl heißt es unter anderem: "Die Österreichische Post ist bestrebt, die notwendige Reduktion des Personalstandes so sozialverträglich wie möglich vorzunehmen." Laut Post-Chef Georg Pölzl soll das Programm für eine "zweistellige Zahl" von Beschäftigten gelten.

Dem Vernehmen nach gibt es insbesondere im Filialnetz Personalüberhang. Die Post verfüge weiters über 91 Millionen Euro an Rückstellungen für Personalmaßnahmen. Nicht zu verwechseln sei dieser Topf mit dem Topf für "Personalunterauslastung" für Beamte, deren Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde. Von ihnen gebe es aktuell rund 450.

"Verheerendes Signal, Schande"

Die nunmehrige Maßnahme stößt auf breites Unverständnis: "Es ist eine unglaubliche Unverschämtheit als Betrieb im mehrheitlichen Staatseigentum skrupellos eine Kündigungswelle für ältere Mitarbeiter anzukündigen", sagt die Grüne Sozialexpertin Birgit Schatz.

Ein "verheerendes Signal" sieht ÖVP-Seniorensprecherin Gertrude Aubauer. "Erfahrung, Kompetenz und Wertschöpfung von Arbeitnehmern über 50 sind der Post offenbar kein Anliegen", so Aubauer.

Der freiheitliche Seniorensprecher Werner Neubauer ortet "eine Schande für einen staatsnahen Betrieb, in einer Zeit, in der die Politik Maßnahmenpakete schnürt, um die Generation 50plus länger im Erwerbsleben zu halten".

91.320 Personen ab 50 Jahren sind aktuell arbeitslos gemeldet, das sind um 11.558 mehr als noch vor einem Jahr.

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