Uniqa-Chef zum Megadeal: "Brauchen entscheidende Marktposition"

Uniqa-Chef Andreas Brandstetter
Mit dem Erwerb der AXA-Töchter in Polen, Tschechien und der Slowakei baut der Versicherungskonzern Osteuropa-Geschäft aus.

Durch den bisher größten Zukauf einer österreichischen Versicherung im Ausland rückt der Uniqa-Konzern zum fünftgrößten Versicherungskonzern in Zentral- und Osteuropa auf. Zum Kaufpreis von rund 1 Mrd. Euro übernimmt Uniqa das Geschäft des französischen Mitbewerbers AXA in Polen, Tschechien und der Slowakei.

Rund fünf Millionen Kunden, 2.100 Mitarbeiter und 800 Millionen Euro Prämienvolumen wechseln zur Uniqa. "Wir gewinnen mit dieser Transaktion Privat- und Firmenkunden in drei Wachstumsmärkten, in denen wir schon heute hoch profitabel sind", kommentiert Uniqa-Vorstandschef Andreas Brandstetter den Deal.

Bieterverfahren

Um die AXA-Töchter gab es zuvor ein Bieterverfahren, an denen sich laut früheren Medienberichten auch die Vienna Insurance Group (VIG) und die italienische Generali beteiligten. Der Verkaufspreis wurde zuvor auf 800 Mio. Euro geschätzt. Die AXA zieht sich aus Osteuropa zurück und konzentriert sich künftig verstärkt auf Wachstumsmärkte in Asien.

Die Uniqa will mit der Übernahme vor allem ihre Marktmacht in Osteuropa stärken: "Wir brauchen hier eine entscheidende Marktposition", sagt Brandstetter zum KURIER. Die Uniqa sei bereits vor 30 Jahren in den osteuropäischen Markt eingestiegen und "gekommen, um zu bleiben". Dies sei längerfristig nur mit einer gewissen Marktgröße möglich. Vor allem kleinere Versicherungen hätten es schwer, rechnet er mit einer weiteren Konsolidierung am hart umkämpften Markt.

Wachstumsmärkte

Von 15 Millionen Kunden der Uniqa seien nun 11 Millionen in Osteuropa. Polen, Tschechien und die Slowakei sieht Brandstetter als Wachstumsmärkte. "Unsere Analysen zeigen, dass das Wachstum langfristig weitergehen und signifikant über jenem Österreichs  liegen wird." Potenzial sieht er vor allem bei der Kfz-, Haushalts- und Lebensversicherung. Noch kein so großes Geschäft sei hingegen die private Krankenzusatzversicherung. Auch bei den Industriekunden will er das Geschäft weiter ankurbeln. Dass AXA in Polen zuletzt ein rückläufiges Prämienvolumen verzeichnete, führt Brandstetter auch auf falsche Produkte zurück.

Für die Bestandskunden und die Beschäftigten soll sich vorerst nichts ändern. Einen größeren Personalabbau durch Synergien will der Uniqa-Chef durch Mehrgeschäft ausgleichen. Für die österreichischen Beschäftigten ändere sich durch den Megadeal in Osteuropa nichts.

Abschluss Ende 2020

Brandstetter geht davon aus, dass die Übernahme bis zum vierten Quartal 2020 abgeschlossen ist und rechnet mit keinen größeren Auflagen der Kartellbehörden. Die Finanzierung erfolge "wegen des günstigen Niedrigzinsumfeldes" großteils mit Fremdkapital, eine Kapitalerhöhung brauche es nicht.

Die Uniqa-Gruppe ist bisher mit  derzeit 12.750 Mitarbeitern und mehr als 10 Millionen Kunden in 18 Ländern vertreten, darunter 15 Länder Zentral- und Osteuropas. In Polen ist die Uniqa derzeit mit 1,5 Millionen Kunden die Nummer Zehn am Markt, in Tschechien mit 800.000 Kunden die Nummer Sechs und in der Slowakei mit 500.000 Kunden die Nummer Vier. Die AXA ist vor allem in Polen mit 3,2 Millionen Kunden stark, in Tschechien hingegen gleichauf mit der Uniqa und in der Slowakei mit 750.000 Kunden knapp vorne.

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