Umek: "In schwierigen Phasen braucht es Unternehmertum"

Petrus-Advisers-Chef Klaus Umek sieht auch in Banken lohnende Investments.

Klaus Umek gilt als einer der bekanntesten Investmentbanker Österreichs. Bis 2009 war er Österreich- und CEE-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs. Dann verließ er die Goldmänner und gründete mit anderen Partnern die Investmentgesellschaft Petrus Advisers mit Büros in London, Bratislava und Jersey. Petrus sucht für betuchte Geldgeber nach lohnenden Investments. Mit Hans Peter Haselsteiner ist Umek schon lange verbunden. Der Investmentbanker half etwa beim Strabag-Börsengang und wurde von Haselsteiner an Bord geholt, als es gegen Ende 2009 darum ging, den Kauf der Constantia Privatbank zu organisieren. Von Petrus Advisers übernahm Haselsteiner auch seinen Viertel-Anteil am Immobilienunternehmen Conwert.

"Hans Peter sagt gerne, Aktienkurse sind ihm nicht wichtig, aber Aktieninvestitionen bauen auf persönliches Vertrauen", sagt Umek. Er erzählt, dass seine Mutter Conwert-Aktien, die jetzt unter neun Euro notieren, im Mai 2007 bei der letzten Kapitalerhöhung um 15 Euro pro Stück gekauft hat. "Um diese Aktionäre muss man sich nun intensiv bemühen. Es müsse jedem Management "immer bewusst sein, dass die österreichische Aktienkultur unter den tiefen Kursen leidet". Um die Kurse zu seigern, "brauchen Aktien wie jene von Conwert oder Strabag entschiedene Maßnahmen, um den Wert der Aktien zu verdeutlichen", so der Investor.

Zu diesen Maßnahmen zählt er Aktienrückkäufe. Er ist überzeugt: Strabag notiert aktuell bei 75 Prozent, Conwert bei etwa 50 Prozent ihres Buchwertes. Sein Tipp: "Bevor die Kleinanleger kapitulieren, ist der Punkt erreicht, wo Vertrauen geschaffen werden muss und Rückkäufe durchzuführen sind. Aktuell fürchten sich alle, da muss man antizyklisch denken."

Chancen

Die Familien und Industriellen, für die Petrus Advisers Investments sucht, "kommen aus Deutschland, Österreich und Zentraleuropa". Chancen ortet Umek etliche: "Ich glaube an die Qualität der Raiffeisen Bank International, sie notiert nicht einmal bei der Hälfte ihres wahren Wertes." Begeistern kann er sich auch für die Vienna Insurance Group. Und für gut gemanagte "Infrastruktur-Monopole wie Post oder Flughafen Wien". Beim Flughafen hat er zwar "keine Illusion, Kontrolle auszuüben", aber auf bis zu zehn Prozent Anteil könnte Petrus für Investoren maximal kommen.

Transport, Logistik, Banken, Dienstleistung – in diesen Branchen will Petrus Advisers weiter fischen. Im Immobilienbereich würde Umek auf "Renditeobjeke wie Fachmarktzentren" setzen.

Umek, der in London wohnt, ortet in Österreich zwar noch einiges an Kapital-Feindlichkeit. Er streut der heimischen Politik aber Rosen: "Die Regierung hat der Krise sehr gut gegengesteuert. Bei der Immobilien- und der Bankensteuer etwa, da kann sich niemand beklagen."

In schwierigen wirtschaftlichen Phasen brauche es eben "Unternehmertum – wie Haselsteiner, der in der Rezession 2008/’09 die Westbahn gegründet hat."

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