Neuer Eigentümer für Warenhaus Karstadt

Der österreichische Immo-Unternehmer Rene Benko (37) wird nach Spiegel-Informationen neuer Karstadt-Eigentümer. Eine Entscheidung sei gefallen, heißt es in der Onlineausgabe der Zeitschrift am Donnerstagabend. Der Tiroler Immobilien-Investor übernehme demnach alle Anteile des deutschen Unternehmens - und beende damit die Ära Berggruen. Geld soll für den Deal nicht mehr geflossen sein.
Kommende Woche soll Benko übernehmen

Grundlage für die Übernahme sei allerdings nicht eine viel zitierte "Call-Option" aus dem vergangenen Jahr, sondern eine neu ausgehandelte Vereinbarung, die die Übernahme von 100 Prozent vorsehe. Die frühere, weniger umfangreiche Option hatte der bisherige Eigner Nicolas Berggruen dem österreichischen Immobilieninvestor und seinem Partner, dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz, eingeräumt.
Berggruen zieht sich zurück
Der bisherige Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen - der einst als Retter der Warenhauskette gefeiert worden war - zieht sich auch vollständig aus den Premium- und Sport-Bereichen zurück, an denen er über seine Berggruen Holding noch Minderheitsanteile besaß. Gleiches gelte für seine Immobilienbeteiligungen an einzelnen Karstadt-Häusern. Für all dies fließt nach "Spiegel"-Angaben kein Geld. Wenige Stunden vor dem Bericht soll eine entscheidende Telefonkonferenz stattgefunden haben.
Auf Spiegel online wurde Donnerstagabend mit einem "Rauswurf" Berggruens durch Benko getitelt. Auch der TV-Sender n-tv sieht Berggruen vor die Tür gesetzt. Die FAZ wiederum hatte in der Donnerstagausgabe geschrieben, dass Berggruen so rasch wie möglich aus seinem Investment raus wollte, und dass es als ebenso sicher galt, dass Benko "den Problemfall in Essen nicht ohne gewisse Mitgift des aktuellen Eigentümers übernehmen" wolle.
Verwirrspiel bei Karstadt
Die dpa sah am Abend weiter ein Verwirrspiel bei Karstadt. Kommende Woche will der Aufsichtsrat des Unternehmens über einen neuen Sanierungsplan beraten, der nach den Worten der Konzernführung "keine Tabus" mehr kennen soll. Insider glaubten im übrigen, dass es Benko bei Karstadt um die Immobilien gehe.
Reuters zitierte abends wie davor der Spiegel eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle, wonach sich Berggruen jedenfalls vollständig zurückziehe und auch seine Minderheitsposition bei den Premium- und Sporthäusern der Gruppe aufgebe. Mit seinem Karstadt-Investment habe Berggruen "geringfügig Geld verdient", sagte der Insider weiter. Berggruen war vorerst nicht zu erreichen. Auch von einem Sprecher von Benko gab es am Abend keine Stellungnahme.
Verluste beim Warenhaus
Mit einer Übernahme von Karstadt durch Benko könnten, wie Reuters schreibt, Spekulationen um eine Warenhausunion mit dem Konkurrenten Kaufhof wieder aufleben. Benko hatte sich früher einmal erfolglos auch um die Metro-Tochter bemüht.
Karstadt kämpft seit Jahren mit Verlusten. Berggruen, Sohn des verstorbenen Mäzens Heinz Berggruen, hatte Karstadt 2010 für einen Euro aus der Insolvenz übernommen. Damals war er auch von den Arbeitnehmern als Retter gefeiert worden. Die Stimmung ist aber längst umgeschlagen.
Die Gewerkschaft Verdi hatte heute Mittag deponiert, angesichts der Spekulationen über einen bevorstehenden Eigentümerwechsel müsse es eine klare Zukunftsperspektive für die 17.000 Beschäftigten geben. Das könne aber nur mit Investitionen in ausreichender Höhe funktionieren.
Benko hatte von Berggruen im September 2013 über seine Signa-Gruppe schon die Mehrheit an der Kette Karstadt Sport und der Premium-Gruppe, zu der die Luxuskaufhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München gehören, übernommen. Ihm gehören auch etliche andere Karstadt-Immobilien.
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