Überangebot: Preis für Rohmilch im Keller

Hier wird auf Silagefutter verzichtet.
Wegen Überangebots bekommen die Bauern rekordverdächtig wenig für die Rohmilch.

Der Katzenjammer ist groß: "So wenig Geld haben die Bauern für ihre Milch noch nicht bekommen", schreibt die deutsche Frankfurter Allgemeine Zeitung dieser Tage. In Deutschland wurde für einen Kilo Rohmilch in Einzelfällen sogar schon unter 20 Cent bezahlt.

In Österreich verläuft die Entwicklung durchaus parallel. So tief wie beim Nachbarn ist der Preis aber noch nicht gefallen. Laut AMA-Marktbericht liegt er je nach Fettgehalt pro Kilo derzeit zwischen 27,4 und 28,9 Cent. Allerdings ist ein Teil der heimischen Bauern bereits auf höherwertige Milch umgestiegen. Die Konsumenten greifen dafür tiefer in die Tasche. So brachte konventionelle Milch mit "Heumilchzuschlag" den Bauern 35 Cent je Liter, für Biomilch zahlten die Molkereien 42,4 Cent. Der Kunde bezahlt etwa für Biomilch dann etwas mehr als einen Euro. Heumilch bedeutet vor allem den Verzicht auf Silagefutter, die Kühe erhalten Gras und im Winter Heu.

Überangebot: Preis für Rohmilch im Keller
Der Grund für den dramatischen Preisverfall: Vor einem Jahr hat die EU die Mengenregulierung aufgehoben. Seitdem hat sich das Angebot erhöht, der Preis fiel in den Keller, die Kunden bezahlen immer weniger im Supermarkt.

Aus für die Quote

Eine Rückkehr zur alten Quotenregelung, um die Milchmenge wieder zu verringern, wird es wohl nicht mehr geben. Dafür fehlt eine Mehrheit auf europäischer Ebene. Aber die EU hat im März entschieden, dass zeitlich begrenzte Mengenreduzierungen in den EU-Staaten möglich sind. Hersteller können sich bei Produktionsmengen absprechen, ohne kartellrechtliche Probleme befürchten zu müssen. Diese freiwillige Marktstabilisierung hat aber noch nicht gegriffen. Die Agrarminister der gesamten EU beraten bereits darüber. In Österreich soll es demnächst auch einen "Runden Tisch" zum Milchpreis geben. Die Preise sind übrigens nicht in ganz Europa in den Keller gefallen. In Zypern und Malta bekommen die Bauern noch immer zwischen 45 und 60 Cent je Kilo Rohmilch.

Doch die Milch kommt natürlich nicht nur als Trinkmilch in den Handel. Der weitaus größte Teil wird zu Käse gemacht – etwa 45 Prozent. 15 Prozent werden zu Butter verarbeitet.

Was im Milchpreis drinnen steckt

Und wie setzt sich der Milchpreis im Supermarkt zusammen? Die Molkereien zahlen den Landwirten. Dazu kommen Transport-, Produktions- und Verwaltungskosten der Molkerei. Plus die Kosten für Verpackung, Lagerung und schließlich der Gewinn des Handels. Dazu muss man noch unterschiedliche Steuern je nach EU-Land addieren.

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