Türkei will in Zypern nach Öl bohren

Ölförderung
Neue Runde im Kampf um Energievorkommen im Mittelmeer: Ungeachtet aller Proteste aus Athen und Nikosia will die Türkei am Donnerstag in der nur von ihr anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC) im besetzten Inselteil mit Ölbohrungen beginnen. Das teilte das türkische Energieministerium mit. Energieminister Taner Yildiz will zu Beginn der Arbeiten nach Famagusta reisen.
Nordzypern hatte im vergangenen Jahr mit der staatlichen türkischen Ölgesellschaft TPAO eine Vereinbarung getroffen, die dem Unternehmen ein Recht zur Suche nach Öl- und Erdgasvorkommen auf türkischer Seite der geteilten Mittelmeerinsel und in den Küstengewässern einräumen soll. Zuvor hatte Ankara protestiert, weil die international anerkannte Republik Zypern mit der Ausbeutung von Bodenschätzen begonnen hatte, noch bevor es zu einer Friedenslösung zwischen Griechen und Türken auf der Insel gekommen ist.
Ausschließliche Wirtschaftszonen
Die (griechische) Republik Zypern, die völkerrechtlich die ganze Insel vertritt und Mitglied der EU ist, hatte mit den Mittelmeer-Anrainern Libanon, Israel und Ägypten Abkommen über sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszonen geschlossen. Damit wurden - vereinfacht gesagt - am Meeresboden Grenzen gezogen. In den so festgelegten Gebieten erhalten die angrenzenden Staaten besondere Rechte, darunter die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen. Vermutete reiche Erdgasvorkommen und die zypriotische EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2012 verschärfen die Spannungen zwischen Ankara und Nikosia.
Die Türkei hat ebenso wie der Libanon wiederholt erklärt, dass sie das zwischen Israel und Zypern geschlossene Seegrenzabkommen als null und nichtig ansehe. Die Israelis hatten den Fund mehrerer gigantischer Erdgasfelder vor ihrer Küste gemeldet. Für Ankara ist die zypriotisch-israelische Verständigung eine Provokation.
Ihren Anspruch auf eine Aufsichtsfunktion leitet die Türkei von ihrem Status als Garantiemacht für Zypern aus dem Jahr 1960 ab. Zusammen mit Griechenland und der Ex-Kolonialmacht Großbritannien hatte Ankara in den Unabhängigkeitsverträgen eine Schutzfunktion übernommen. Die Türkei fasst dies vor allem als Auftrag auf, für den von ihr seit 1974 besetzten Inselteil einzutreten. Die griechischen Zyprioten argumentieren, ein illegaler und völkerrechtlich nicht existenter Staat wie die Separatadministration "Türkische Republik Nordzypern" habe keinerlei Rechte, die verletzt werden könnten.
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