Türkei kündigt Gegenreaktion auf weitere US-Strafmaßnahmen an

Der türkische Oppositionsführer macht Erdogan für den eskalierenden Streit mit den USA und die Währungskrise verantwortlich.

Nach der Drohung der USA mit weiteren Sanktionen im Streit um den in der Türkei festgehaltenen US-Pastor Andrew Brunson will die Regierung in Ankara solche nicht unbeantwortet lassen. Die Türkei habe bereits im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO auf die bisherigen Sanktionen reagiert, sagte Handelsminister Ruhsar Pekcan, wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag berichtete.

"Und wir werden das fortsetzen", fügte er hinzu. Die US-Regierung hatte am Donnerstag gedroht, Washington plane weitere Konsequenzen, wenn die Türkei Brunson nicht schnell freilasse; Präsident Donald Trump bezeichnete den Pastor, der seit Oktober 2016 unter Spionage- und Terrorvorwürfen in türkischer U-Haft sitzt, als "Geisel" Ankaras.

Trump und sein Vize Mike Pence dringen seit langem auf Brunsons Freilassung. Anfang August verhängte der US-Präsident Sanktionen gegen die türkischen Justiz- und den Innenminister wegen ihrer Rolle in dem Fall. Außerdem verdoppelte Trump die Zölle auf türkische Stahl- und Aluminiumimporte - und schickte damit die türkische Währung auf Talfahrt. Als Vergeltung für die US-Strafzölle hob Ankara am Mittwoch die Einfuhrzölle auf mehrere US-Produkte deutlich an, darunter Autos, alkoholische Getränke und Tabak.

Eskalierender Streit

In dieser Woche wies ein Gericht in Izmir einen erneuten Antrag Brunsons auf seine Freilassung zurück. Ankara verweist in dem Fall immer wieder auf die Unabhängigkeit der Justiz, doch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schlug vergangenes Jahr selbst vor, Brunson gegen den in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen auszutauschen. Ankara macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.

Der türkische Oppositionsführer macht Erdogan für den eskalierenden Streit mit den USA und die Währungskrise verantwortlich. Im Fall Brunson hätten Erdogan und Trump auf stur geschaltet, sagte Kemal Kilicdaroglu, Chef der größten Oppositionspartei CHP, der Zeitung "Hürriyet" vom Freitag. Die Rechnung zahle nun das türkische Volk. Die Regierung müsse auf Diplomatie setzen. Kilicdaroglu sagte weiter, eine Wirtschaftskrise sei schon vor dem Streit mit den USA absehbar gewesen. Auch Erdogan habe das "sehr genau" gewusst. Deshalb habe er die für November 2019 geplanten Parlaments- und Präsidentenwahlen vorziehen lassen. "Die Regierung will mit der Pastoren-Krise ihre Inkompetenz und Kurzsichtigkeit vertuschen."

 

Kommentare