Türkei: Aras Kargo bricht mit Österreichischer Post

Türkische Mitarbeiter: "Österreichische Post geh fort"
Post-Chef findet hitzige Angriffe "bedauerlich" und hält am Engagement bei türkischem Paketversender Aras Kargo fest.

"Für die Österreichische Post sind in der Türkei alle Türen verschlossen", heißt es in der Aussendung von Aras Kargo. Der Streit zwischen der Österreichischen Post und dem türkischen Paketversender - der KURIER hat darüber berichtet - ist am Dienstag weiter eskaliert. Wie die Türken im Konflikt um die vertraglich vereinbarte Übernahme von weiteren Teilen der Aras durch die Post in einer Aussendung mitteilten, ist der Bruch "endgültig".

"Die Generalversammlung, die am 29. Juli in Istanbul stattgefunden hat, zeigte deutlich, dass es keine Basis für eine weitergehende Partnerschaft mit der Österreichischen Post gibt", so Eigentümerin Evrim Aras. Sie spricht von "kultureller Verständnislosigkeit" seitens der Post. Und Aras legt noch nach: "Wir werden um jeden Preis verhindern, dass die Österreichische Post diese Marke in der Türkei zerstört."

Eigentümerin: "Starke anti-österreichische Reaktionen"

Dann nimmt sie auch noch Bezug auf das momentan angespannte Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei. "Die Probleme zwischen der Österreichischen Post und den türkischen Eigentümern von Aras Kargo haben sich nicht zuletzt deshalb verschärft, weil die aktuelle politische Situation ganz allgemein starke anti-österreichische Reaktionen in der Türkei ausgelöst hat. Die wachsende Antipathie gegen Österreich greift auch auf die Mitarbeiter von Aras Kargo über, die bereits vor der Generalversammlung gegen die Österreichische Post demonstriert haben. Diese Demonstrationen haben sich über das ganze Land verbreitet, auch an anderen Standorten von Aras Kargo gab es Proteste gegen die Österreicher."

Evrim Aras beendet ihre Medienaussendung mit den Worten: "Wir fordern die Österreichische Post auf, sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. Wie wir bereits öffentliche bekanntgegeben haben, sind wir bereit, umgehend den bestehenden Anteil der Post an Aras Kargo von 25 Prozent zurückzukaufen. Die Post würde mit einem solchen Schritt ihren eigenen Aktionären einen großen Gefallen tun." Post-Chef Georg Pölzl hatte eine Verkauf zuletzt strikt abgelehnt. Die Post halte sich an bestehende Verträge, betonte er.

Post-Pölzl: "In höchsten Maßen unprofessionell"

Dass die Auffassungsunterschiede zwischen Teilen der Familie Aras und der Österreichischen Post zu einem gewissen Eskalationsgrad geführt haben, ist für Post-Generaldirektor Georg Pölzl bedauerlich: "Teile der Familie glauben, sie könnten ihre Verhandlungsposition verbessern, wenn sie schlechte Stimmung verbreiten und die Österreichische Post innerhalb des Unternehmens sowie in der Öffentlichkeit in Diskredit bringen. Das ist in höchsten Maßen unprofessionell. Wir erwarten uns von CEO Evrim Aras, dass sie sich an die im Jahr 2013 vereinbarten Verträge hält." So sei beispielsweise während der letzten Aufsichtsratssitzung in Istanbul versucht worden, Tumulte zu inszenieren oder Aras-Mitarbeiter mit Fehlinformationen über den 25%-Eigner Österreichische Post zu versorgen. "Dies ausdrücklich gegen den Willen von Teilen der Familie", so Pölzl in einer Aussendung.

Post stieg vor drei Jahren ein

Dabei hatte alles so schön begonnen als die teilstaatliche Post AG bei Aras Kargo vor drei Jahren eingestiegen ist und von einem tollen Wachstumsmarkt schwärmte. Und auch die Türken waren bei einer Journalistenreise voll des Lobes für die Österreicher. Als die Post allerdings, wie vertraglich vereinbart, weitere 50 Prozent erwerben wollte, eskalierte die Situation. Seither geht Aras Kargo mit ungewöhnlich harten Worten und Protesten vor Ort gegen die Post vor.

Aus Sicht von Evrim Aras "verfügt die gegenwärtige Leitung der Österreichischen Post nicht über die kulturelle Vielseitigkeit, technologische Innovationskraft, Vision und Leidenschaft, um ein großes Unternehmen wie Aras Kargo führen zu können". Zumindest dieses Argument überrascht: Der Umsatz der Post AG ist in etwa zehn mal so hoch wie jener der Aras Kargo.

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