Trotz Kritik an Wienwert kommen Millionen und neuer Aufsichtsrat

Wienwert-Chef Stefan Gruze finanziert Wohnbauprojekte über die Bundespenionskasse.
Immoentwickler präsentiert neue Partner. Experten zweifeln dennoch am Erfolgsmodell.

Der Immobilienentwickler Wienwert hat sich laut eigener Darstellung zu einem Erfolgsunternehmen gemausert, Kritiker sehen das anders. In einer jüngsten Aussendung verkündet Wienwert-Chef Stefan Gruze den Abschluss eines Syndikatsvertrags mit einem "staatlichen Pensionsfonds aus einem EU-Land". Laut Branchenkennern soll es sich um einen Pensionsfonds aus Deutschland handeln. Dieser habe einen Fonds in Luxemburg vorgelagert, über den er seine Gelder verteile. "Der Fonds ist nicht mit Wienwert verflochten oder Aktionär geworden", sagt Gruze. Wienwert werde künftig nur mit diesem Fonds, der an den einzelnen Projektgesellschaften 50 Prozent halten werde, zusammenarbeiten.

Noch diese Woche will Gruze ein Grundstück um 22 Millionen Euro erwerben und ab Anfang 2018 um knapp 60 Millionen Euro bebauen. Auf Grundstücken um insgesamt 100 Millionen Euro sollen in den kommenden drei bis fünf Jahren Immobilien um 400 Millionen Euro entstehen. Wienwert muss allerdings bis 2026 Anleihen in Höhe von 40 Millionen Euro zurückzahlen, was Gruze mit Hilfe der Wienwert AG schaffen will. Die neu gegründete Tochter der in Turbulenzen geratenen WW Holding AG setzt die Projekte um und soll mit ihren Gewinnen die Anleihen bedienen. Die Wienwert AG laufe "hervorragend", sonst würde kein Pensionsfonds einen Syndikatsvertrag mit ihr abschließen, so Gruze.

Meilenstein

Ebenfalls für die neue Wienwert spreche, dass mit Hannes Bogner ein prominenter Aufsichtsratschef gefunden worden sei. Dieser war bis vor kurzem Finanzvorstand der Uniqa und sitzt im Aufsichtsrat der Börse, Casinos Austria, Strabag und Palfinger, sagt Gruze. Das zeige, dass der Zug Richtung Kapitalmarkt gehe, 2018 soll der Börsengang erfolgen. Der Syndikatsvertrag sei ein Meilenstein.

Finanzmarktexperten monieren, dass die Wienwert AG Anleihen mit einer Rendite von 5,25 Prozent begebe, jedoch die meisten Grundstücke noch nicht in deren Besitz und teilweise noch nicht einmal umgewidmet seien. Banken, die die Immobilienprojekte mitfinanzieren, seien im Grundbuch eingetragen und hätten ihr Geld dadurch abgesichert. Anleihen seien zwar nicht offiziell, aber strukturell nachranging. Die Anleger bekämen im Pleitefall nur das, was übrig bleibe. Außerdem bezweifelt ein Experte, dass es sich um einen Pensionsfonds aus dem Ausland handle, vielmehr solle es die Pensionskasse der Beamten, die zu 100 Prozent im Besitz der Republik Österreich ist, sein.

Die hohe Anleihen-Rendite kann Gruze erklären: Nur ein kleiner Teil der Investitionen werde mit Anleihegeldern finanziert, der Rest stammt vom Pensionsfonds und den Banken. Durch die niedrigen Bankzinsen sinke die gesamte Zinsbelastung.

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