OPEC lässt den Ölhahn offen

Der Ölpreis sinkt, der Weltmarkt schwimmt im Öl und die Organisation Erdöl Exportierender Länder (OPEC) reagiert nicht: „Wir lassen unsere Ölförderung auf dem Niveau von 30 Millionen Fass pro Tag für das erste halbe Jahr 2015“, verkündete OPEC-Generalsekretär Abdalla S. Al-Badri am Donnerstag vor mehr als hundert internationalen Journalisten in Wien. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, den die OPEC-Staaten da setzen. Denn bisher steuerten sie mit ihrer Ölproduktion den Weltmarkt-Rohölpreis. Immerhin erwartet die OPEC selbst, dass die Nachfrage nach Öl des Kartells im ersten Halbjahr 2015 nicht mehr als 28,5 Millionen Fass betragen wird.
Viele Experten hatten erwartet, dass das Ölkartell daher sein Angebot um zumindest eine Million Fass pro Tag verringern und damit den Preis wieder nach oben treiben würde. Denn viele Mitgliedsländer brauchen einen höheren Ölpreis, um ihre Ausgaben zu decken. 100 Dollar je Fass galt lange als Zielpreis der OPEC. Doch Al-Badri widersprach am Donnerstag: „Wir haben keinen Zielpreis.“ Die Staaten müssten sich eben auf andere Preisniveaus einstellen.
Schieferöl

Johannes Benigni, Chef des Ölberatungsunternehmens JBC, ist anderer Meinung. Für ihn verliert die OPEC an Glaubwürdigkeit. „Das ist ein rein politischer Schritt. Ein tiefer Ölpreis schwächt die Krisenstaaten Irak und Iran, aber natürlich auch Russland“, sagt er zum KURIER. Konsumenten in Europa sollten sich nicht zu früh freuen. „Wenn der Ölpreis tief ist, kommen Staaten rasch auf die Idee Steuern auf Treibstoffe zu erhöhen.“
Am Freitag ging es mit dem Ölpreis weiter nach unten, nach dem massiven Einbruch vom Vortag aber nur vergleichsweise leicht.

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