OPEC lässt den Ölhahn offen

Eine internationale Konferenz mit Delegierten und Länderflaggen an den Tischen.
Wichtigste Rohöl-Sorten kosten so wenig wie seit vier Jahren nicht mehr. OPEC kürzt Erdölfördermengen nicht.

Der Ölpreis sinkt, der Weltmarkt schwimmt im Öl und die Organisation Erdöl Exportierender Länder (OPEC) reagiert nicht: „Wir lassen unsere Ölförderung auf dem Niveau von 30 Millionen Fass pro Tag für das erste halbe Jahr 2015“, verkündete OPEC-Generalsekretär Abdalla S. Al-Badri am Donnerstag vor mehr als hundert internationalen Journalisten in Wien. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, den die OPEC-Staaten da setzen. Denn bisher steuerten sie mit ihrer Ölproduktion den Weltmarkt-Rohölpreis. Immerhin erwartet die OPEC selbst, dass die Nachfrage nach Öl des Kartells im ersten Halbjahr 2015 nicht mehr als 28,5 Millionen Fass betragen wird.

Viele Experten hatten erwartet, dass das Ölkartell daher sein Angebot um zumindest eine Million Fass pro Tag verringern und damit den Preis wieder nach oben treiben würde. Denn viele Mitgliedsländer brauchen einen höheren Ölpreis, um ihre Ausgaben zu decken. 100 Dollar je Fass galt lange als Zielpreis der OPEC. Doch Al-Badri widersprach am Donnerstag: „Wir haben keinen Zielpreis.“ Die Staaten müssten sich eben auf andere Preisniveaus einstellen.

Schieferöl

Eine lächelnde Frau in einem grauen Blazer sitzt an einem Tisch.
Karin Kneissl, österreichische Energieanalystin und Nahostexpertin. Schwarzenbergstraße 16, Wien am 23.10.2013
Tatsächlich ist es für die OPEC gar nicht mehr so einfach mit ihrer Produktion den Preis zu steuern. Denn die USA sind mit ihrer Schieferölförderung ein wesentlicher Marktteilnehmer geworden. Senkt die OPEC ihre Produktion, befürchtet sie, dass Nicht-OPEC-Staaten diese Lücke füllen und damit das Angebot gleich hoch bleibt und der Preis weiter sinkt. Auch Karin Kneißl ( Bild), Energie- und Nahostexpertin, glaubt, dass der Ölpreis in jedem Fall auf Kurs nach unten ist. „Die OPEC hat eine elegante Entscheidung getroffen“, sagt sie zum KURIER. Hätten sie ihre Förderung gesenkt und der Preis wäre weiter gefallen, wäre das als Schwäche der OPEC ausgelegt worden. Zudem sei ein tiefer Ölpreis gut für arme Länder.

Johannes Benigni, Chef des Ölberatungsunternehmens JBC, ist anderer Meinung. Für ihn verliert die OPEC an Glaubwürdigkeit. „Das ist ein rein politischer Schritt. Ein tiefer Ölpreis schwächt die Krisenstaaten Irak und Iran, aber natürlich auch Russland“, sagt er zum KURIER. Konsumenten in Europa sollten sich nicht zu früh freuen. „Wenn der Ölpreis tief ist, kommen Staaten rasch auf die Idee Steuern auf Treibstoffe zu erhöhen.“

Am Freitag ging es mit dem Ölpreis weiter nach unten, nach dem massiven Einbruch vom Vortag aber nur vergleichsweise leicht.

Eine Grafik zeigt den Anteil verschiedener Energiequellen an der weltweiten Energieversorgung im Jahr 2010 und eine Prognose für 2040.

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