Transportsektor könnte CO2-Emissionen bis 2050 halbieren

Felix Creutzig vom Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) sorgt im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris erneut mit einem interessanten Bericht für Aufsehen. Der CO2-Ausstoß im Transportsektor könnte bis 2050 um die Hälfte reduziert werden - allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Entscheidend dafür könnten nachhaltige Lösungen im Stadtverkehr und Elektromobilität im großen Stil sein, so die Forschergruppe um Felix Creutzig im Fachmagazin „Science“. „Das ist extrem ambitioniert“, räumte Creutzig ein.
Große Bandbreite
Tatsächlich könnten sich die Emissionen im Verkehrssektor nach den Szenarien des Weltklimarates (IPCC) bis 2035 aber auch um bis zu 50 Prozent erhöhen und bis 2050 sogar verdoppeln. Der Verkehrssektor sei verantwortlich für rund ein Viertel der gesamten energiebedingten CO2 –Emissionen weltweit. Als Vergleichsjahr gilt jeweils 2010.
Transportsektor weiter denken
Neben der Verbreitung von E-Autos seien Investitionen in die Infrastruktur nötig - etwa in neue Gleise oder schnelle Radwege. Und: „E-Mobilität muss im weiteren Sinne gedacht werden. Dazu gehören neben E-Fahrrädern auch entsprechende Carsharing-Angebote“, sagte Creutzig. Der genannte Transportsektor umfasst nach seinen Angaben sowohl den Verkehr auf der Straße als auch den auf der Schiene, in der Luft und zu Wasser (Details zum Flugverkehr: siehe unten).
Für die Erhebung werteten die Forscher Szenarien des IPCC und eines Modells zur Bewertung des Treibhauseffekts aus. Zudem schauten sie sich spezielle Daten zu einzelnen Bereichen wie etwa dem Personenverkehr an Land an. „Effizienzsteigerungen der herkömmlichen Automobilflotte werden nach 2025 schwieriger“, sagte Creutzig. Um die Halbierung der CO2-Emissionen im genannten Zeitraum zu erreichen, müssen ihm zufolge unter anderem die CO2-Preise im Emissionshandel deutlich erhöht und die Grenzwerte für den Ausstoß gesenkt werden.
Autohersteller müssen heuer in der EU bei ihrer Pkw-Flotte im Durchschnitt einen Grenzwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer erreichen. Bis 2021 sinkt der Durchschnittsgrenzwert auf rund 95 Gramm Kohlendioxid, bis 2025 sind es rund 89 Gramm. Nach Angaben Creutzigs müsste allein der Wert 2025 aber schon auf etwa 70 Gramm reduziert werden, um die genannten CO2-Einsparungen zu erzielen.
Mehr Fahrradverkehr in Vororten
Zuletzt erklärte Creutzig in einem Modell das Zusammenwirken von Stadtdichte, dem relativen Anteil der Verkehrsmittel und den resultierenden Treibhausgasemissionen des Stadtverkehrs. „Im Vergleich von einer zersiedelten Stadt mit einer Stadt mittlerer Siedlungsdichte, werden die meisten Treibhausgasemissionen eingespart, indem weniger gefahren wird. Wenn ein Stadtgebiet jedoch eine gewisse Bevölkerungsdichte überschreitet, etwa 50 Personen pro Hektar, trägt der Wechsel des Verkehrsmittels von Auto zu Bus, Bahn und Fahrrad zusätzlich zum Klimaschutz bei“, so Felix Creutzig. Eine wichtige Schlussfolgerung sei jedoch, dass sich gerade die Stadtstruktur in Vororten hin zu öffentlichem Transport sowie Fahrradverkehr fokussieren sollten.
Die Organisation Atmosfair warnt vor einer höheren Treibhausgas-Belastung durch den Luftverkehr. "Während sich der Anstieg von CO2-Emissionen aus Energienutzung weltweit weiter verlangsamt und 2014 zum Stillstand gekommen ist, scheinen Emissionen aus dem Flugverkehr weiter anzusteigen", erklärte Atmosfair-Chef Dietrich Brockhagen. Global gesehen hätten die Airlines binnen eines Jahres ihren CO2-Ausstoß zwar um zwei Prozent gesenkt, heißt es in dem jüngsten Klimaindex der Organisation. Gleichzeitig habe der weltweite Flugverkehr jedoch um gut vier Prozent zugelegt. Vor allem China und Nahost seien Wachstumstreiber. So hätten die fünf großen chinesischen Airlines in einem Jahr ihre Flugkilometer um zwölf Prozent gesteigert. Dabei stieg aber auch ihr CO2-Ausstoß um etwa acht Prozent.
Der Flugverkehr ist gegenwärtig für etwa zwei Prozent des vom Menschen verursachten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Die durchschnittlich zwei Flugreisen eines Deutschen im Jahr tragen aber genauso viel zur langfristigen Erwärmung bei, wie seine gesamten Autofahrten in diesem Zeitraum (Quelle: Center for International Climate and Environmental Research Oslo, 2013).
PS
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