Tourismus: Unsicherheit bleibt trotz geplanter Wiedereröffnungen

Gastronomie während der COVID-19-Pandemie
Vor allem wegen der wichtigen ausländischen Touristen, die noch länger ausbleiben.

Im Tourismus und in der Gastronomie herrscht Katzenjammer. Nach immer neuen Nächtigungsrekorden und gut mitlaufender Gastronomie kam mit der Corona-Krise die große Ernüchterung. Nun wurde von der Regierung zwar eine schrittweise Wiedereröffnung mit Hygieneregeln ab Mitte Mai angekündigt. Die so wichtigen ausländischen Gäste werden aber länger fehlen.

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Beispielsweise ist der Kärntner Camping-Unternehmer Georg Mößler nach Veröffentlichung der Regierungspläne zur schrittweisen Wiedereröffnung nur etwas beruhigt. Der Wiener Cafetier Bernd Querfeldt (Landtmann, Café Wien) sorgt sich, ob die Gäste bei einer Wiedereröffnung mit neuen Regeln auch konsumfreudig bleiben.

Was beide Unternehmer umtreibt, sind die Reisebeschränkungen, wie sie jeweils im Gespräch mit der APA am Mittwoch sagten. "Ich hätte mir, auch wenn es sicherlich schwerfällt, jetzt schon mehr Klarheit bezüglich der Einreisebestimmungen gewünscht", so Mößler, der Campingplätze und Restaurants in Döbriach am Millstätter See (Bezirk Spittal) betreibt. Er müsse sein Stammpersonal bei Beschäftigungszusagen vertrösten.

"Dauern Einreisesperren über den Sommer, so werde ich verglichen zum Vorjahr nur etwa ein Drittel meiner Mitarbeiter wieder anstellen können", befürchtet Mößler. "Meinen Branchenkollegen wird es ähnlich gehen. Hier wurden schon einige Mitarbeiter auch in Kurzarbeit geschickt."

Mößler hat einen 90 Prozent hohen Nächtigungsanteil von Nicht-Inländern. Momentan sei die Buchungslage aber dank lockerer Storno-Bedingungen und eines hohen Stammgast-Anteils "noch gut". Der Unternehmer schätzt aber, dass Campingplätzen ohne hohen Dauercamping-Anteil von Inländern "sicherlich ein Umsatzentgang von etwa 80 bis 85 Prozent" drohe.

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Cafetier Querfeldt sagte in Reaktion auf die Regierungspläne, er sehe einen großen Feldversuch auf die Gastronomie zukommen. "Wir fokussieren den 15. Mai und überlegen, wie sich die gastronomische Welt mit diesem Zeitpunkt verändern wird - nicht nur bezogen auf Auflagen wie Abstandhalten oder Schutzmasken."

"Es wird spannend werden. Keiner kann abschätzen, ob der Wunsch nach Normalität und freiem Konsumieren und Leben die Skepsis und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Menschen ausgleicht", verweist der Unternehmer auf Einkommensverluste durch Kurzarbeit oder gar Jobverlust. "Dass das Geld locker sitzt für den Durchschnitt, ist zu bezweifeln.

Es gehe auch um die Frage, "welche Erwartungen sie an die Hygiene haben". Aus Beobachtungen zeige sich, dass in China nun viel mehr abgeholt werde. "Wir fragen uns, ob unsere Gäste dem Service zugesprochen bleiben oder selbst am Counter abholen."

Grundsätzlich gebe es eine Überkapazität an Gastronomie-Sitzplätzen. Zuletzt hätten alle Betriebsformen - Cafe, Heuriger, Bierlokal - vom internationalen Tourismus profitiert. Falle der weg, drohe eine Preisschlacht - auch wenn Abstandsregeln das Problem zumindest vorübergehend vielleicht etwas entschärften. "Ich hoffe inständig, dass die Unternehmer nicht die Nerven verlieren. Mittagsmenüs um 6,50 Euro zu verkaufen ist zwar für den Gast nett, aber für die Gastronomen tödlich."

"Ich hoffe, dass die Kollegen die Bereitschaft der Gäste erkennen, für gute Qualität auch ein Geld auszugeben. 'Quasi-Verschenken' ist doppeltes Gift für die Branche." Viele in der Branche seien bereits jetzt "nicht finanzierungsfähig", sagte Querfeldt.

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