Tirols ÖVP-Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf tritt zurück

Tirols ÖVP-Wirtschaftslandesrätin Zoller-Frischauf tritt zurück
Nach 13 Jahren in der Landesregierung wechselt sie als Abgeordnete in den Landtag.

Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) hat Dienstagabend ihren Rücktritt bekanntgegeben. Sie habe nach der Landtagswahl 2018 für sich beschlossen, dass sie "zur Halbzeit der Legislaturperiode in den Landtag wechseln" werde. Dies sei bereits mit Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) - dessen Regierungsmannschaft sie 2008 angehörte - seit Beginn der Periode so besprochen gewesen. Die Coronakrise habe dies allerdings ein wenig verzögert.

"Nun da die Impfungen in der breiten Bevölkerung ankommen und die Öffnung aller Teile der Wirtschaft bevorsteht, halte ich es für den richtigen Zeitpunkt das Zepter als Wirtschaftslandesrätin zu übergeben", teilte die 62-jährige Obfrau des Tiroler Seniorenbundes mit. Sie habe Platter am Dienstag über ihren Rücktritt informiert. Wer ihr nachfolgen soll, war vorerst offen. Ihren nunmehrigen Rückzug kommunizierte Zoller-Frischauf über eine private E-Mail-Adresse. Im Landhaus sowie in ÖVP-Kreisen war man APA-Informationen zufolge offensichtlich überrascht über diesen Schritt. Ob Platter nun allein Zoller-Frischauf nachbesetzt oder zu einer größeren Rochade ansetzt, war noch unklar.

"Kontinuität sicherstellen"

Obwohl die Hälfte der Legislaturperiode bereits im Sommer des vergangenen Jahres erreicht war, blieb Zoller-Frischauf noch länger, um "entsprechende Stabilität und Kontinuität in der Landesregierung sicherzustellen", sagte sie. Es sei während dieser "derart schwierigen Zeit für unsere Wirtschaft natürlich eine Selbstverständlichkeit" gewesen, weiter als Landesrätin zur Verfügung zu stehen. Ihre Erfahrungen aus der Wirtschaftskrise 2008/2009 hätten ihr hier geholfen, meinte sie.

In den vergangenen Monaten habe sie eine "langfristige, strategische Ausrichtung für unseren Wirtschaftsstandort" initiiert. Zentral sei "die digitale Transformation unserer Wirtschaft, die Stärkung der regionalen Lieferketten sowie der Kampf um die besten Köpfe, um dem Fachkräftemangel in unserem Land zu begegnen". Ihrem Nachfolger bzw. ihrer Nachfolgerin wolle sie die Möglichkeit geben,"diesen Prozess abzuschließen und auch seine eigenen Ideen und Vorstellungen einzubringen", so Zoller-Frischauf in ihrem Schreiben, in dem sie unter anderem auch ihren RegierungskollegInnen dankte.

Seit dem vergangenen Jahr hatte es immer wieder Gerüchte um eine Regierungsumbildung in Tirol gegeben - vor allem in Zusammenhang mit der Kritik am Corona-Krisenmanagement der Landesregierung. Genannt wurden dabei Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP), der schwer unter Beschuss geraten war. Zoller-Frischauf war hingegen aufgrund ihres Zuständigkeitsbereiches nicht ins Fadenkreuz geraten, galt jedoch trotzdem seit längerem als mögliche Ablösekandidatin.

Keine mediale Breitenwirkung

Die Innsbruckerin erzielte in der medialen Öffentlichkeit keine größere Breitenwirkung und blieb über die Jahre eher unauffällig. Auch der machtpolitische Faktor Zoller-Frischaufs hielt sich eher in Grenzen. Jedoch galt die 62-Jährige als überaus engagiert und sachorientiert. Zudem zählte sie zu den engen Vertrauten von Landeshauptmann Platter, der entgegen manchen Rumorens - auch im Wirtschaftsflügel der Partei - stets an ihr festhielt.

Patrizia Zoller-Frischauf wurde am 21. März 1959 geboren. Von Jänner 1991 an war sie geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Frischauf-Bild. Bevor sie am 1. Juli 2008 Mitglied der Tiroler Landesregierung wurde, bekleidete die gelernte Fotografin drei Jahre lang das Amt der Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer. Seit 2000 ist sie Innungsmeisterin, von 1997 bis 1999 war sie Vizepräsidentin des Österreichischen Wirtschaftsbundes. Seit Ende April 2019 fungiert Zoller-Frischauf als Landesobfrau des Seniorenbunds Tirol.

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