Thomas Cook: Das große Aufräumen nach der Pleite

Der Thomas-Cook-Insolvenzabwickler AWP empfiehlt Pauschalreisegästen, ihre noch nicht angetretenen Reisen zu stornieren
Thomas-Cook-Reisende sind durch Versicherung gedeckt, Hoteliers schauen durch die Finger.

Die Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook hält Touristen und Hoteliers in Atem. Mittlerweile gibt es eine Aufforderung der österreichischen Thomas Cook an heimische Urlauber, ihre Reise nicht anzutreten: Alle Buchungen, die bis 26. September noch Optionsstatus haben (unverbindliche Reservierung), werden laut jüngster Mitteilung der Thomas Cook Austria AG storniert.

Reise nicht antreten

Pauschalreisegästen mit Anreisen bis inklusive kommenden Montag, 30. September, empfehle der zuständige Insolvenzabwickler AWP, die Reise nicht anzutreten und die Reisepreisstornierung einzureichen. Diese Regelung gelte bis auf Weiteres. Mit dieser Meldung seitens des österreichischen Anbieters ist nach Ansicht der Wirtschaftskammer Österreich die Reisewilligkeit der Urlauber auch dann nachgewiesen, wenn sie den gebuchten Urlaub nicht antreten. Bisher mussten sie das tun, um nicht alle Ansprüche auf Entschädigung zu verlieren.

AWP ist laut österreichischer Thomas Cook Ansprechpartner für Anfragen zu Buchungen und Reisepreisforderungen (24-Stunden-Hotline +43 1 525 03 6853; Infos: www.allianz-travel.at). Zu Thomas Cook gehören auch Veranstaltermarken wie Neckermann Reisen, Öger Tours, Bucher Reisen und Air Marin. Nicht insolvenzversichert seien Flug-und-Hotel-only-Buchungen, da es sich hierbei um Einzelleistungen handle.

Geld bis Jahresende

Wie viel die Urlauber tatsächlich von der Versicherung erhalten – ob vollumfänglich oder aliquot – werde nach Ablauf der Frist feststehen, hieß es vom Insolvenzabwickler. Bis spätestens Jahresende sollten die Kunden ihr Geld bekommen.

Während Reisende dank der Versicherung des Pauschalreisevermittlers versichert sind, bekommen die Hoteliers nichts, sagt WKÖ-Branchensprecherin Petra Nocker-Schwarzenbacher. Sie rät ihnen vorerst die Urlauber so zu behandeln, wie sie es vor der Insolvenz des britischen Konzerns getan haben, denn von der österreichischen Gesellschaft liegt derzeit keine Insolvenzanmeldung vor. „Wir sind alle in Verträgen, solange die nicht insolvent sind – solange kann man auch die Türe vor den Gästen nicht verschließen“, schilderte sie die verzwickte Lage.

Angst vor Folgen der Thomas-Cook-Pleite haben etwa Hoteliers in Salzburg. „Wir sind zwar deutlich weniger betroffen als Sonne-Sand-Meer-Destinationen, für manche Hoteliers im Land dürften die Auswirkungen aber beträchtlich sein“, sagt Salzburgs oberster Tourismuswerber Leo Bauernberger. Das gelte dann, wenn diese ihre Zimmer zum Gros oder ausschließlich über Thomas Cook oder Neckermann verkauft haben.

Die Zukunft von Neckermann Reisen und anderen Thomas-Cook-Reiseveranstaltern in Österreich soll sich bis Mittwochabend entscheiden. Darüber hat die Thomas Cook Austria AG ihre Reisebüro-Partner informiert. „Wir sind gebeten worden, 48 Stunden abzuwarten“, sagte ein Mitarbeiter eines Reisebüros, das Neckermann-Pauschalreisen verkauft hat. Bis dahin laufen Krisensitzungen.

Kommentare