Telekom Austria: Slim besitzt nun Sperrminorität

Porträt von Carlos Slim, einem mexikanischen Geschäftsmann.
Aktienumschichtung des mexikanisches Multimilliardär schlägt wenig Wellen. Einstieg über EU-Firma vermeidet kompliziertere Genehmigung.

Der Mexikaner Carlos Slim, einer der reichsten Menschen der Welt (mehr dazu lesen Sie unten), hat seine Anteile an der Telekom Austria neu geordnet und seinen Einfluss damit sichtbarer gemacht.

Kunden stehen am Schalter von América Móvil.
In Mexiko will Carlos Slim Teile seines Telekommunikationsgeschäfts abstoßen.
Seine Firma America Movil kontrolliert nun ganz offiziell 26,8 Prozent der Telekom-Aktien, davon knapp über 25 Prozent über die niederländische Tochter Carso Telekom. Bisher waren gut drei Prozent in Familienstiftungen geparkt.

Außenwirtschaftsgesetz umgangen

Die Investition über die niederländische Carso Telekom dürfte ihm in Österreich auch eine Genehmigung nach dem Außenwirtschaftsgesetz ersparen. Denn dieses verlangt eine Prüfung des Deals nur, wenn eine Person oder Firma aus einem Drittstaat (von außerhalb des EWR) mehr als 25 Prozent an einem in Österreich strategisch wichtigen Unternehmen übernimmt. Die Telekom Austria ist zwar strategisch wichtig, aber Carso Telekom, die 25,02 Prozent an der Telekom Austria hält, ist ein seit langem operatives niederländisches Unternehmen. Und Einschränkungen für die Übernahme durch EU-Firmen gibt es nicht.

Dennoch schaut sich das Wirtschaftsministerium die am Donnerstag bekanntgemachte Transaktion noch einmal an. Erlässt sie innerhalb eines Monats keinen anderslautenden Bescheid, gilt der Deal als genehmigt.

BWB hat schon genehmigt

Dazu kommt, dass auch bisher bekannt war, dass Slim gut 26 Prozent der Telekom Austria kontrolliert, da auch die drei Prozent in Familienstiftungen nicht geheim waren. Auch die Bundeswettbewerbsbehörde ist daher entspannt: Die Beteiligung sei schon im vorigen Jahr im Juni angemeldet und inzwischen durchgewunken worden, hier erwarten Slim also keine Hürden mehr, hieß es am Freitag.

Börse bleibt gelassen

Auch an der Börse hält sich die Aufregung in Grenzen. Zu Mittag stand die Aktie 0,8 Prozent im Minus, nachdem es am Vortag eine kleine Aufwärtsbewegung gegeben hatte (siehe auch Börsen-Kurs in der rechten Leiste).

Carlos Slim hat mit seiner Firma America Movil Milliarden verdient und war zeitweise der reichste Mann der Welt. Slim hat in Mexiko fast überall seine Finger im Spiel: Dem Milliardär gehören Telefon- und Internetfirmen, Immobilienunternehmen, Erdölzulieferer, Bäckereien und Restaurants.

Nur eines hat der zweitreichste Mann der Welt nicht: einen Fernsehsender. Um die Marktmacht seines Telekom-Konzerns America Movil zu begrenzen, wurde ihm der Einstieg ins TV-Geschäft gesetzlich untersagt.

Deshalb hat sich Slim für rund 100 Mio. US-Dollar (74,4 Mio. Euro) die Übertragungsrechte der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und der Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro für Lateinamerika außer Brasilien gesichert. Damit sich das Investment lohnt, hofft er nun auf einen digitalen Durchbruch in Mexiko und dem Rest der Region.

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