Tankparadies Venezuela: Benzin um 2 Cent pro Liter

Ein grünes Auto wird an einer Tankstelle betankt.
Ein Volltank fürs Auto kostet im fünftgrößten Ölexporteur der Welt rund einen Euro. Grund: Sprit ist hoch subventioniert.
Ein grünes Auto wird an einer Tankstelle betankt.

Venezuela ist ein Tankparadies. Die sozialistische Regierung von Hugo Chavez sorgt an den Tankstellen des fünftgrößten Ölexportlandes der Welt für gute Stimmung.
Eine PDVSA-Tankstelle mit mehreren Autos und einem Mann, der vorbeigeht.

Denn der Liter Benzin kostet umgerechnet und großzügig aufgerundet nur zwei Euro-Cent (0,018 Euro) – nach offiziellem Kurs.
Hugo Chávez spricht vor einem Modell einer Industrieanlage, umgeben von Mitarbeitern.

Billiger geht`s nicht. Nirgendwo auf der Welt. "Das venezolanische Benzin ist das billigste der Welt", so Erdöl- und Bergbauminister Rafael Ramirez (rechts im Bild), der zugleich Präsident des staatlichen Öl-Konzern PDVSA ist.
Ein Mädchen wird mit Wasser aus einem blauen Tank übergossen.

In Venezuela ist Benzin sogar billiger als Wasser.
Eine Person füllt eine Plastikwasserflasche an einem Brunnen auf.

Für einen Liter Wasser bezahlt man am Kiosk 8 Bolívares (1,44 Euro).
Eine Silhouette trinkt bei Sonnenuntergang aus einer Wasserflasche.

Für diese Summe bekommt man gut 80 Liter Sprit – das reicht locker für eine Tankfüllung.
Ein Mann tankt ein gelbes Auto, während ein bewaffneter Soldat vorbeigeht.

In ärmeren Gegenden sind es 20 bis 30 Jahre alte Chevrolets – Verbrauch spielt in Venezuela angesichts der Spritpreise keine Rolle.
Ein Mann verkleidet als Weihnachtsmann fährt auf einem Motorrad an einer Reihe von Polizisten vorbei.

Motorradfahrer können auch schon mal ohne Bezahlen von der Tankstelle wegfahren.
Hugo Chávez gießt Öl in den Motorraum eines gelben Autos.

Was europäischen Autofahrern als Tankparadies erscheinen mag, wird vom venezolanischen Staat teuer subventioniert und zwar mit über 90 Prozent.
Ein Arbeiter in roter Arbeitskleidung geht an einem Ölbohrturm vorbei.

Der Spritpreis deckt gerade einmal einen Bruchteil der Herstellungskosten.
Eine Gruppe von PDVSA-Ölarbeitern mit Schutzhelmen bei der Arbeit.

Allein der staatliche Öl-Konzern PDVSA verzichtet dadurch jährlich auf etwa 1,5 Mrd. US-Dollar (1,1 Mrd. Euro), wie Ramirez (Bildmitte) im vorigen Jahr bekanntgab.
Zwei Arbeiter stehen vor einem PDVSA-Banner auf einer Ölplattform.

Die Gesamtkosten für die Subventionen liegen nach unterschiedlichen Schätzungen aber deutlich höher zwischen sieben bis 12 Mrd. US-Dollar pro Jahr.
Eine Hand mit Handschuh hält ein Glasgefäß, in das eine dunkle Flüssigkeit gegossen wird.

Obwohl die Subventionen horrend hoch sind, wird in nächster Zeit keiner wagen, halbwegs realistische Marktpreise durchzusetzen.
Hugo Chávez spricht vor einer Ölförderanlage.

Denn am 7. Oktober wird gewählt. Der amtierende Präsident Chavez sieht in den seit mehr als 13 Jahren geltenden Niedrig-Sprit-Preisen eine Wohltat fürs Volk.
Henrique Capriles lächelt vor einer Menschenmenge.

Auch wird sich sein oppositioneller Herausforderer Henrique Capriles Radonski davor hüten, an den Benzinpreisen zu schrauben.
Eine Menschenmenge rennt auf einer Straße in einer Schwarzweißaufnahme.

Im Jahr 1989 mündete ein solcher Versuch in blutigen Aufständen - Caracazo genannt - mit offiziell Hunderten, inoffiziell Tausenden Toten.
Eine venezolanische Ölraffinerie mit mehreren Schornsteinen vor einem bewölkten Himmel.

Die Raffinerien des Landes haben nicht genügend Kapazitäten.

(Bild: El Palito Raffinerie in Puerto Cabello, westlich von Caracas.)
Eine Reihe von gebrauchten Frytol-Kanistern am Straßenrand, im Hintergrund ein rotes Auto.

Ein weiteres Phänomen, das durch den billigen Spritpreis begünstigt wird, ist der Benzin-Schmuggel.
Mehrere gefüllte Plastikkanister stehen im Freien auf einem Tisch und dem Boden.

Zwischen Kolumbien und Venezuela hat sich eine besondere Form des "Sprit-Exports" entwickelt.
Zwei Männer hantieren mit Kanistern an einem älteren Auto.

Venezolaner tanken ihr Auto im eigenen Land günstig voll, um das Benzin im benachbarten Kolumbien abzapfen zu lassen.
Ein Mann steht vor einem improvisierten Verkaufsstand mit Benzinkanistern.

Mit einer Tankfüllung lässt sich ein Profit von 4000 Prozent erzielen.
Eine geschlossene Esso-Tankstelle mit einem Schild, das sich gegen Schmuggel ausspricht.

Das hat so weit geführt, dass grenznahe Tankstellen in Kolumbien schließen mussten.
Mehrere Ölbohrtürme ragen auf einem Ölfeld in den Himmel.

Für die Wirtschaft des OPEC-Landes Venezuela sind die Ölressourcen ein Schlüssel. Über 90 Prozent der Exporterlöse Venezuelas stammen aus Ölexporten.
Eine Hand mit Handschuh gießt dickflüssige, dunkle Flüssigkeit aus einem kleinen Behälter.

Zudem wird rund ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus den Erdöleinnahmen generiert, die über 50 Prozent der Staatseinnahmen ausmachen.

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