Nichts ist wichtiger als das Golf-Handicap

Europa befinde sich in einer Art Komfortzone, wo sich auch Manager mehr über ihr Golf-Handicap den Kopf zerbrechen, statt kreative Ideen für den Wirtschaftsstandort zu entwickeln. Er wünsche es sich aber genau umgekehrt: Günther Oettinger, der deutsche EU-Kommissar für Energie hatte bei seiner Rede am „Tag der Industrie“ in Wien für diesen Sager die Lacher auf seiner Seite.
Europa stehe für sieben Prozent der Weltbevölkerung, aber 24 Prozent der globalen Wertschöpfung und 50 Prozent aller Sozialleistungen weltweit, sagte er. Reformen seien nötig, auch in Energiefragen. Nur gemeinsam könnten die europäischen Länder ihren Wohlstand halten: „Wenn wir die Zukunft mitgestalten wollen, dann ist Europa die unterste Betriebsgröße“, auch reiche Regionen könnten allein nicht mehr im globalen Wettbewerb bestehen. Ziel der EU müsse es sein, China und den USA auf Augenhöhe zu begegnen.
Am Scheideweg
Dem Anti-EU-Populismus müsse man entgegentreten, hier sei gerade in Österreich das „Angebot besonders groß“, warnte Oettinger in einer frei gehaltenen, 40-minütigen Rede.
Die Gäste, die der Einladung der Industriellenvereinigung in die „METAstadt“ (einer zum Eventgelände umgebauten früheren Industriehalle) gefolgt waren, waren sich einig, dass man so glasklare Worte im vergangenen Wahlkampf gerne auch von einem österreichischen Politiker gehört hatte.
Gastgeber IV-Präsident Georg Kapsch sieht Österreich überhaupt am Scheideweg: „Wollen wir mehr Freiheit, Eigenverantwortung und Engagement, oder wollen wir uns mit einer Staatsquote von über 50 Prozent zufriedengeben?“ Es gehe nicht darum, den Sozialstaat insgesamt zu hinterfragen. Aber dieser müsse Menschen in Not helfen, nicht jedoch, sie lebenslang versorgen.
Steuererhöhungen lehnt die Industriellenvereinigung strikt ab. „Jeder Cent mehr Steuer heißt weniger Spielraum für Investitionen, und das gefährdet Arbeitsplätze“, so Kapsch. Sein Credo: „Deregulierung statt Regulierung, Technologie statt Vorgaben.“
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