Streikfreigabe für Secop im oststeirischen Fürstenfeld

Secop-Zentrale.
Gewerkschaft will bei Sozialplanverhandlungen alle Informationen am Tisch haben - ansonsten stunden- oder tageweise Streiks. Auch bei Mondi droht Streik.

Bei Secop im oststeirischen Fürstenfeld, wo die Produktion bis Mitte 2020 eingestellt werden soll und 250 bis 280 Mitarbeiter ihren Job verlieren, drohen Streiks: Die Gewerkschaft PRO-GE berichtete von einem von den Eigentümern vorgelegten Sozialplan, der sich "nicht im Entferntesten mit den gewerkschaftlichen Forderungen" decke. Daher wurde eine Streikfreigabe erteilt.

Hubert Holzapfel, Landessekretär der PRO-GE in der Steiermark, sagte am Donnerstag, dass man von den Arbeitgebern bis zur nächsten Sozialplanverhandlung am 26. November Unterlagen und Fakten wolle, etwa welche Bedingungen die EU vor dem Verkauf durch Nidec gestellt hatte.

Geheimniskrämerei

"Die Geheimniskrämerei von Orlando ist unerträglich und wohl beabsichtigt, um die Schließung des Standortes ohne viel Aufsehen durchzuführen. Aber den Gefallen werden wir dem deutschen Eigentümerfonds nicht machen", ärgerte sich Holzapfel. Bei Orlando handelt es sich eine Münchener Kapitalgesellschaft, die einen Investmentfonds berät, der das Werk erst im September übernommen hatte.

"Wir wollen Informationen über die wirtschaftlichen Konzepte und wir wollen Einsicht in die vertraglichen Auflagen der EU. Welche Vereinbarungen wurden für das Werk abgeschlossen, was wurde bei der damaligen Betriebsübernahme festgeschrieben, wie müssen die kolportierten Investitionsmillionen des Voreigentümers verwendet werden?", beschrieb der Gewerkschafter die offenen Punkte.

Verlagerung

Sollten die Informationen nicht vorgelegt werden, wolle die Belegschaft ab 26. November zuerst stundenweise, notfalls auch tageweise streiken, sagte er. Die Gewerkschaft sieht durch "anhaltende Heimlichtuerei des Eigentümers bestätigt, dass der Betrieb in Wahrheit erfolgreich fortgeführt werden könnte", wenn etwa geplante Investitionen in Höhe von 25 Mio. Euro in Fürstenfeld gemacht werden, statt damit die Verlagerung in der Slowakei zu finanzieren. "Wir werden gemeinsam mit den betroffenen Arbeitnehmern um die Weiterführung des Werkes kämpfen. Wir werden weiter Druck machen", so Holzapfel.

Erst am Dienstag hatten sich mehrere Hundert Menschen bei einem Protestmarsch in Fürstenfeld beteiligt. Die EU-Kommission will den Fall ebenfalls unter die Lupe nehmen: "Wir prüfen den Sachverhalt, wie es zu dieser bedauernswerten Entscheidung in Fürstenfeld kommen konnte", zitierte die "Kleine Zeitung" einen Sprecher von Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Das Nidec-Werk in Fürstenfeld hatte im Frühjahr verkauft werden müssen. Dazu hatten sich Embraco, die Kühlkompressorensparte des US-Konzerns Whirlpool, und der japanische Mutterkonzern Nidec verpflichtet, um eine Übernahme bei den EU-Wettbewerbshütern durchzubringen. Allerdings gab es Auflagen, über die aber nicht viel bekannt ist.

Mondi

Bei der Papierfabrik Mondi in Frantschach-St. Gertraud (Bezirk Wolfsberg) gärt es. Am Donnerstag hat der ÖGB beschlossen, dem Betriebsrat die Streikfreigabe zu erteilen. Dem Betriebsrat würden in den vergangenen Wochen trotz mehrmaliger Aufforderungen "gesetzlich vorgeschriebene Informationen zur Personalsituation vorenthalten", hieß es in einer Aussendung der Gewerkschaft.

Was die Gewerkschafter ebenfalls erzürnt: Die Geschäftsführung der Niederlassung in Kärnten plane, das seit 1988 in einer Betriebsvereinbarung verankerte Jubiläumsgeld zu streichen. Die örtliche Geschäftsleitung verweigere inzwischen den Betriebsräten weitere Gespräche. Der ÖGB unterstütze etwaige Kampfmaßnahmen der Belegschaft, betonte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Bei Mondi war vorerst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

 

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