Streik am Frankfurter Flughafen verlängert

Ein Flugzeug wird auf dem Rollfeld von einem Schlepper gezogen, während ein gelbes Begleitfahrzeug daneben steht.
Bis Freitagabend ist auf Deutschlands größtem Flughafen mit Verzögerungen zu rechnen. Die Vorfeldmitarbeiter fordern höhere Gehälter.

Wer heute nach Frankfurt will, sollte sich vorab informieren, ob sein Flug auch tatsächlich stattfindet: Die deutsche Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hat ihren Streik am Frankfurter Flughafen verlängert. Der Ausstand soll bis Freitagabend (24. Februar) 23:00 Uhr dauern. Der Streik der rund 200 Vorfeldmitarbeiter sollte eigentlich am Mittwochmorgen um 05:00 Uhr enden.

Der Betreiber Fraport kommt allerdings nach eigenen Angaben mit den Folgen des Arbeitskampfes immer besser zurecht. Die eigens geschulten Ersatzteams bekämen ihre Aufgaben als Vorfeldlotsen, Einweiser und Disponenten immer mehr in den Griff und entwickelten Routine, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft. GdF-Sprecher Matthias Maas kritisierte den Einsatz der Ersatzleute. Eine zu kurze Einarbeitungszeit sei "fahrlässig und gefährlich". Er habe Zweifel, dass die Mitarbeiter alle berechtigten Lizenzen hätten.

Passagierinfo

Reisende müssen sich bis zum Wochenende auf zahlreiche Flugausfälle und Verzögerungen einstellen. Am Dienstag - dem vierten Streiktag - werden voraussichtlich 187 von 1200 Verbindungen gestrichen, sagte ein Fraport-Sprecher. Am Vortag waren es 240 Flüge. Passagiere, die heute nach bzw. über Frankfurt fliegen, sollten sich vor der Anfahrt zum Flughafen mit dem jeweiligen Reiseveranstalter oder der Fluggesellschaft in Verbindung setzen. Ein Lufthansa-Sprecher hatte zudem darauf hingewiesen, dass Betroffene kostenlos stornieren oder umbuchen könnten. Reisende innerhalb Deutschlands könnten auf die Bahn umsteigen.

Seit Streikbeginn am Donnerstag sind nach Flughafenangaben rund 750 Flüge ausgefallen.

Konflikt

Zwei Männer warten in einem Flughafen, einer liest, der andere telefoniert mit Füßen auf einem Koffer.

Die Fronten in dem seit Monaten schwelenden Tarifstreit sind verhärtet und eine schnelle Einigung nicht absehbar. Die Tarifparteien warten darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Derzeit herrscht Funkstille. Es könne noch dauern, bis die Gespräche wieder aufgenommen werden, sagte Fraport-Personalvorstand Herbert Mai. "Wir können den Streik auch noch wochenlang aushalten", ergänzte er in der Abflughalle des Flughafens, in der Fraport seit Beginn des Streiks am Donnerstag täglich Pressekonferenzen abhält.

Hintergrund des Konflikts ist, dass Fraport die Forderung nach einem eigenen Tarifwerk mit hohen Gehaltssteigerungen für die rund 200 Vorfeldbeschäftigten nicht akzeptieren will. Laut Fraport laufen die GdF-Forderungen auf Steigerungen zwischen 64 und 73 Prozent mehr Geld hinaus. Die Forderungen hält Fraport für überzogen. Der Betreiber hat auch einen Schlichterspruch von Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust abgelehnt, der ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten vorgeschlagen hatte.

Rückendeckung aus München

Fraport hat übrigens Rückendeckung aus München erhalten. Die dortige Flughafengesellschaft bestätigte am Dienstag die Darstellung der Frankfurter, dass beim aktuellen Streik sich lediglich ein Teil der Streikenden auf vergleichbare Abschlüsse in der bayerischen Landeshauptstadt berufen kann. Der dortige Abschluss mit der GdF regle nur die Arbeitsverhältnisse der 36 Vorfeldkontrolleure, sagte ein Sprecher. Die Vorfeldaufseher und die Verkehrsplaner seien nicht mitverhandelt worden und auch in von der Vorfeldkontrolle abgetrennten Bereichen tätig.

Fraport hatte in dem Tarifkonflikt erklärt, die Entgelte und Arbeitsbedingungen der Vorfeldkontrolleure oder -lotsen annähernd auf das in München verhandelte Niveau bringen zu wollen. Die Steigerungen für die übrigen Gruppen wurden aber abgelehnt, weil das angeblich das Tarifgefüge der Fraport sprengen würde.

An den ersten beiden Streiktagen Ende vergangener Woche gingen Fraport nach früheren Angaben zusammen 3,5 bis 4 Millionen Euro Umsatz verloren. Die Lufthansa büßte nach Analystenschätzungen an den beiden Tagen insgesamt 40 Millionen Euro an Umsatz ein.

Frankfurt ist mit täglich 1300 Starts und Landungen der zweitgrößte Flughafen in Europa - größer ist nur London-Heathrow.

200 Mitarbeiter behindern Flugverkehr massiv

Eine kleine Gruppe von Mitarbeitern behindert mit ihrem Streik den Flugverkehr am Drehkreuz Frankfurt massiv. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) spricht von etwa 200 Beschäftigten, die in der Vorfeldkontrolle, der Vorfeldaufsicht und der Verkehrsplanung der Fraport angestellt sind. Sie sind auf dem genau abgegrenzten Vorfeld für den Flugzeugverkehr am Boden zuständig:

Die VORFELDKONTROLLEURE oder auch Vorfeldlotsen sitzen mit im Tower und übernehmen die Flieger von den Lotsen der Flugsicherung, sobald die gelandeten Jets den Bereich der Lande- und Startbahnen verlassen haben. Sie behalten die Kontrolle, solange die Flieger am Boden sind und geben sie erst wieder ab, wenn sie in den Bereich der Startbahn rollen. Die Kontrolleure sind keine vollausgebildeten Fluglotsen, haben aber eine interne Spezialausbildung durchlaufen und in der Folge auch eine sicherheitsrelevante Lizenz. Sie führen die Piloten zu den Vorfeld- oder Gate-Positionen.

Die Beschäftigten der VORFELDAUFSICHT sitzen beispielsweise in den "Follow-Me-Wagen", die die Jets durch das Flughafengewirr leiten. Sie steuern auch die "Pushbacks" der Jets, also das Zurückschieben von den Terminalpositionen durch riesige Schlepper. Die VERKEHRSZENTRALE plant und koordiniert den komplexen Flugzeugverkehr am Boden.

Eigene Vorfeldkontrollen gibt es an den Flughäfen in Dresden, Hamburg, München, Frankfurt und künftig auch in Berlin. An den übrigen Flughäfen wird die Aufgabe von den Lotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) miterledigt.

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