Credit Suisse: Schwarzgeld auch in Österreich
Zwei Jahre lang untersuchte ein US-Senatausschuss die Praktiken der Schweizer Großbank Credit Suisse auf Steuervergehen. Ergebnis: Das Geldhaus hat tausende reiche Kunden in den Vereinigten Staaten angeworben und ihnen zur Steuerflucht verholfen. Auch Österreich kommt in dem Bericht einige Male vor, berichtet Der Standard: So wird das Bankgeheimis der "allseits bekannten Steueroasen" Österreich und Liechtenstein erwähnt. Einer der Steuerflüchtigen soll zu Protokoll gegeben haben, geheime Konten bei Bank Austria und der Raiffeisen Zentralbank unterhalten zu haben.
Credit Suisse verhalf Kunden laut Bericht "zumindest" zwischen 2001 und 2008, Steuern zu sparen. Im Jahr 2006 hatten um die 20.000 Kunden aus den USA geheime Konten und Guthaben in Höhe von nahezu 5 Milliarden Dollar (3,64 Mrd. Euro). Im Jahr 2008 verwalteten bei Credit Suisse den Angaben zufolge mehr als 1.800 Banker Konten von US-Kunden. Ein Großteil sei gegenüber den US-Behörden niemals deklariert worden. Frisierte Transaktionen hätten dazu gedient, Steuererklärungen in den USA zu vermeiden.
Scheinfirmen und versteckte Kontoauszüge
Ein früherer Credit-Suisse-Kunde beschrieb in dem Bericht, wie ein Angestellter der Bank ihm beim Frühstück in einem Hotel die Kontoauszüge in einer Sportzeitschrift versteckt ausgehändigt haben soll. Zu den Praktiken des Geldinstituts bei der Kundensuche sollen weiters gesponserte Events in den USA wie Golfturniere in Florida gehören. Zudem seien Mittelsleute eingesetzt worden, um bei der Schaffung von Scheinfirmen in Steueroasen zur Verschleierung von Vermögen zu helfen.
Das zweitgrößte Schweizer Geldhaus räumte Fehlverhalten von Angestellten ein, wies eine Verwicklung des Managements aber zurück. "Wir bedauern zutiefst, dass einige Privatkunden-Banker von Credit Suisse [...] vor 2009 offenbar gegen US-Gesetze verstoßen haben", heißt es in der Stellungnahme von Credit-Suisse-Chefs Brady Dougan. Eine interne Untersuchung der Bank habe aber "keine Beweise" gefunden, dass das Management von Credit Suisse über die Vorgänge informiert gewesen sei.
Den Untersuchungsergebnissen zufolge begann Credit Suisse zwischen 2008 und 2011, als Steuerhinterziehung bei der Schweizer Großbank UBS ruchbar wurde, diesen Praktiken ein Ende zu setzen. Demnach forderte die Bank damals die betreffenden Kunden auf, ihre Konten zu schließen oder sie offiziell zu deklarieren. Daraufhin sei die Gesamtzahl der US-Kunden von 22.000 im Jahr 2006 bis Ende 2013 um 85 Prozent gefallen.
Für Rechtsstreitigkeiten mit den USA bildete die Credit Suisse in der Vergangenheit bereits Rückstellungen in der Höhe von 295 Mio. Franken (241,9 Mio. Euro). Im vierten Quartal 2013 kamen weitere 175 Mio. Franken dazu.
"Allseits bekannte Steueroase" Österreich
Auch Österreich kommt in dem Bericht einige Male vor. So werden Österreich, Belgien, Luxemburg und Monaco mit Verweis auf das Bankgeheimnis als "allseits bekannte Steueroasen" bezeichnet.
Ein im Zuge der Ermittlungen befragter Steuersünder gab einen tieferen Einblick in die Praktiken von Credit Suisse. So soll ihm von Bankseite abgeraten worden sein, die Angelegenheit via Brief oder Mails zu besprechen. Kontoauszüge seien nach Einsicht sofort geshreddert worden. Zudem soll der Zeuge zu Protokoll gegeben haben, neben Geheimkonten bei Credit Suisse auch Konten bei der First Caribbean International Bank, aber auch bei der Raiffeisen Zentralbank und der Bank Austria unterhalten zu haben.
Bei der Bank Austria habe man erst gestern Abend von der Angelenheit erfahren, hieß es auf telefonische Anfrage seitens des KURIER. Da es keine offizielle Anfrage einer Behörde oder eines Gerichts diesbezüglich gebe, sei es für die Bank sehr schwer nachvollziehbar, um welchen Sachverhalt es sich tatsächlich handle. Bei einer Untersuchung werde die Bank Austria mit dem ermittelnden Behörden in vollem Umfang kooperieren.
Auch bei Raiffeisen müsse man die Sache noch prüfen. Da in dem Senatsbericht lediglich von "Client 1" die Rede sei, sei nur schwer nachzuvollziehen, ob die Angaben den Tatsachen entsprechen oder ob es sich um ein Missverständnis handelt, hieß es vonseiten der Raiffeisen.
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