Starker Franken: Schweizer Firmen auf Einkaufstour
Es gibt auch sie - Firmen nämlich, die von der plötzlichen massiven Aufwertung des Franken profitieren. Während Exportunternehmen unter dem Kurswechsel der Notenbank ächzen, sind die Kassen der kaufhungrigen Firmen auf einen Schlag kräftig gewachsen.
Investmentbanker rechnen deshalb mit mehr Zukäufen von Schweizer Unternehmen im Ausland, insbesondere in den USA. Nicht nur die Firmen könnten auf Schnäppchenjagd gehen, auch die Banken wittern gute Geschäfte. Denn kommen die Deals zustande, fließen Millionen an Beratungshonoraren in ihre Kassen. Das Geld ist hochwillkommen, denn in anderen Bereichen des Kapitalmarktgeschäfts hinterlässt die Geldpolitik der SNB deutliche Bremsspuren.
Mitte Jänner ließ die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Bombe platzen: Die Zentralbank gab die Anbindung des Frankens an den Euro völlig überraschend auf, die Währung gewann innerhalb kürzester Zeit ein Fünftel an Wert. Auch viele Berater für Firmenübernahmen in Zürich erwischte die SNB auf dem völlig falschen Fuß. "Als die Entscheidung gefallen war, haben bei uns alle erst mal den Stift beiseitegelegt", sagt ein Investmentbanker. "Dann haben wir die Taschenrechner gezückt und die Folgen für die laufenden Transaktionen durchgerechnet."
Verlierer und Gewinner
Unterm Strich bleiben Verlierer und Gewinner übrig: Der starke Franken schreckt zwar zum einen ausländische Käufer von Firmen in der Schweiz ab, weil der Kaufpreis in Dollar oder Euro massiv gestiegen ist.
Entscheidender ist aber, was die Aufwertung des Franken für kaufwillige Schweizer Unternehmen bedeutet. Denn die Firmen des kleinen Landes gehören traditionell zu den Jägern und nicht zu den Gejagten. Viele eidgenössische Unternehmen sitzen auf wahren Geldbergen und viele wollen es auch ausgeben. Im vergangenen Jahr zählte die Beratungsfirma KPMG immerhin 201 Fälle, in denen Schweizer Unternehmen im Ausland zukauften und lediglich 86, die zum Ziel ausländischer Firmen oder Investoren wurden. Zu den größten Transaktionen gehörte die Übernahme des französischen Zementkonzerns Lafarge durch Holcim und der Kauf der amerikanischen InterMune durch Roche.
Nun sind die Vorzeichen noch günstiger, denn Zukäufe im Ausland sind nach dem Paukenschlag der Schweizer Notenbank im Jänner deutlich billiger zu haben. Ob und wann sie tatsächlich zukaufen, hänge allerdings nicht zuletzt von der konjunkturellen Entwicklung insbesondere im restlichen Europa ab - eine Zitterpartie. Und so dürften die Schweizer Firmen vor allem US-Ziele ins Visier nehmen. Denn wer sich dieser Tage ein amerikanisches Unternehmen einverleibt, kann darauf hoffen, vom Wirtschaftsaufschwung jenseits des Atlantiks zu profitieren.
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