Staatsfonds IPIC: Das Doppelleben des Scheichs
Plötzlich war er weg. Obwohl Khadem Abdullah AlQubaisi am Mittwoch zurücktreten musste – der KURIER berichtete bereits – stand er noch als Member of the Board und Managing Director auf der Homepage des Staatsfonds IPIC. Erst am Donnerstag wurde der Name entfernt. Und der Nachfolger bekannt gegeben: Energieminister Suhail Mohammed Al Mazrouei.
Die IPIC (International Petroleum Investment Co.) ist mit einem geschätzten Vermögen von 68 Milliarden Dollar einer der größten Staatsfonds weltweit. Und mit 24,9 Prozent nach der Republik Österreich (31,5 Prozent) der größte Aktionär des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV. Der 43-jährige Qubaisi war bis Juni 2012 Vize-Aufsichtsratschef der OMV.
Gegen Qubaisi, der auch operativer Chef der IPIC-Tochter Aabar Investments ist und etliche Jahre das Vertrauen der Scheichs genoss, gibt es seit einigen Wochen schwere Korruptionsvorwürfe. Er soll mit seinen privaten Firmen im Umkreis des Staatsfonds Millionen-Geschäfte gemacht haben.
Vor einem Monat berichtete das malaysische Online-Medium Sarawak Report, Qubaisi habe von der Good Star Company des schillernden lokalen Geschäftsmanns mit Naheverhältnis zur Regierung Jho Low mehr als 20 Millionen Dollar erhalten. Die IPIC gründete mit dem malaysischen Staat ein Joint Venture für milliardenschwere Entwicklungsprojekte, groß wurde die Schaffung Hunderttausender gut bezahlter Jobs angekündigt.
Mitte April berichtete dann die Financial Times über Unregelmäßigkeiten in Spanien. Qubaisi habe über eine private Firma in Luxemburg einen Mietvertrag mit der spanischen Bankia für das höchste Gebäude des Landes abgeschlossen. Neun Monate später, im Juli 2014, zog das Headquarter des Energieunternehmens Cespa ein, das zum Imperium der IPIC gehört und seit 2011 ebenfalls von Qubaisi geleitet wurde.
Während der dreifache Familienvater Qubaisi bei offiziellen Anlässen oft als strenger Muslim in traditioneller Kleidung auftrat, gab er sich in der Freizeit wesentlich lockerer. Pech nur, dass er beim fröhlichen Feiern fotografiert und auf der Sarawak-Website ausgestellt wurde (siehe oben). Die Bilder des Partytigers Qubaisi dürften in Abu Dhabi gar nicht goutiert worden sein.
Qubaisis Umgebung war außerdem schon seit Längerem sein verschwenderischer Lebensstil aufgefallen. Luxuskarossen, eine riesige Yacht, Villen an der Côte D’Azur – auch für einen gut verdienenden Fondsmanager etwas zu protzig.
In Österreich sitzt Qubaisi noch als Präsident im Aufsichtsrat der Borealis. Dort wird er sich demnächst ebenfalls verabschieden müssen. Um die 6500 Mitarbeiter große Chemiegruppe kam es zwischen Noch-OMV-Chef Gerhard Roiss und Qubaisi zum heftigen Streit. Die OMV hält 34 Prozent an Borealis, die IPIC ist mit 66 Prozent Mehrheitsaktionär. Die Abu Dhabis wollten sich Borealis zur Gänze einverleiben, Roiss hielt dagegen. Die Auseinandersetzungen eskalierten, sodass Roiss 2010 den Aufsichtsratsvorsitz an Qubaisi abgab. Dabei sollen sich die beiden Manager anfänglich gut verstanden haben. Anzunehmen, dass der Abu Dhabi am vorzeitigen Abgang von Roiss (mit 30. Juni 2015) nicht ganz unbeteiligt war.
Keine gute Nachricht für die OMV-Aktionäre: Die Performance im ersten Quartal 2015 wurde durch um 13 Prozent niedrigere Verkäufe "substanziell" belastet, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Der Konzern produzierte um fünf Prozent weniger Öl- und Gas als im Vergleichszeitraum 2014. Die Ursachen dafür sind technisch bedingte Ausfälle in Norwegen sowie der Produktionsstillstand in Libyen. Auch der Beitrag der Borealis fiel geringer aus. Dafür verbesserte sich die Raffineriemarge.
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