Staatsbank: 55 Mrd. Euro falsch verbucht

Rechenfehler können ganz schön peinlich sein. Wenn sie jemanden passieren, der sich mit Zahlen auskennen sollte, ganz besonders. Was in der Bad Bank der verstaatlichten deutschen Hypo Real Estate (HRE) - der FMS Wertmanagement - passiert ist, wird als einer der größten und peinlichsten Buchungsfehler in die Geschichte eingehen: Vereinfacht gesagt hat das Computersystem Plus mit Minus verwechselt. So wurden etwa Kursgewinne als Verlust verbucht und erhaltene Sicherheiten nicht von den Verbindlichkeiten abgezogen. Die Folge: In den Jahren 2010 und 2011 wurden insgesamt 55,5 Milliarden Euro falsch verbucht.

Aufgefallen ist das aber erst vor kurzem. Anfang Oktober wurde der Fehler dem deutschen Finanzministerium gemeldet. Finanzminister Wolfgang Schäuble - quasi oberster Dienstherr der Staatsbank HRE - hat die Vorstände der HRE mittlerweile zum Rapport gerufen. Er selbst wird von der Opposition wegen des Milliarden schweren Fehlers scharf angegriffen. "Das ist kein Betrag, den die schwäbische Hausfrau in einer Keksdose versteckt und vergisst", wetterte etwa SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Schäuble sei für die verstaatlichte Bank verantwortlich. "Der unbefangene Beobachter gewinnt den Eindruck, dass das Finanzministerium angesichts immer neuer Rettungspläne völlig die Übersicht verloren hat." Auch seitens der Grünen und Linken hagelt es Kritik, die CSU spricht von einem "unfassbaren Fehler".
Weniger Schulden
Für Schäuble hat die Buchungspanne aber auch einen angenehmen Nebeneffekt: Der
Rechenfehler bedeutet, dass Deutschland weniger Schulden hat. Der gesamtstaatliche Schuldenstand sinkt um 2,6 Prozentpunkt auf 81,1 Prozent. Zur Orientierung: Die zu viel verbuchten 55,5 Milliarden Euro entsprechen etwas mehr als einem Viertel der 211 Milliarden Euro, die Deutschland zum Euro-Rettungsfonds EFSF beisteuert und ist etwa das Doppelte der Neuverschuldung 2011.
"Ungeachtet der noch zu klärenden Ursachen für diese Korrektur begrüßt die Bundesregierung grundsätzlich jede Reduzierung des Maastricht-Schuldenstandes", betonte das Haus von Finanzminister Schäuble. Dennoch überwiegt freilich der Ärger. Denn die Buchungspanne wirft kein gutes Licht auf die dem Staat unterstehende Bank.
In die Bad-Bank der Hypo Real Estate, also die FMS Wertmanagement, hatte die im Sog der Finanzkrise massiv in Schieflage geratene deutsche HRE vor einem Jahr Giftpapiere im Wert von 175 Milliarden Euro ausgelagert, um einen Neustart zu schaffen.
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