Speed-Dating der Politik mit internationalen Managern

Speed-Dating der Politik mit internationalen Managern
Die Regierung will internationale Unternehmen ins Land locken und traf sich deshalb in Schönbrunn mit Managern aus aller Welt.

Die Regierung hat gestern, Montag, rund 100 Vorstände und Manager aus 14 Ländern in die Schönbrunner Orangerie geladen, um für den Wirtschaftsstandort Österreich zu werben. „Wir wollen den Standort Österreich stärken, denn das ist die Basis für ordentliche Arbeitsplätze, von denen man leben kann“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Österreich sei in der Vergangenheit vom Radar der Investoren verschwunden, schuld daran sei eine hohe Steuerlast, viel Bürokratie und wenig Werbung für den Standort gewesen. Die Veranstaltung „InvestInAustria“ solle nun ein Startschuss für eine offensivere Standortpolitik sein. Im Rahmen von „Speeddatings“ tauschen sich Regierungsmitglieder vier Stunden lang mit hochrangigen Managern aus, 20 Minuten waren pro Gespräch Zeit.

„Standortentscheidungen sind Entscheidungen des Vertrauens“, sagte Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck. Die Regierung wolle helfen, Investitionshemmnisse zu beseitigen und mehr Unternehmen ins Land zu holen. Positivbeispiele, wie die Voestalpine und Infineon, die zusammen Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro in Österreich bekannt gegeben haben, soll es in Zukunft öfter geben. Als jüngste Neuzugänge konnte sie das IT-Unternehmen Interxion, das Pharmaunternehmen Octapharma und den Maschinenbauer Trumpf nennen, die gemeinsam auf Investitionen von 150 Millionen Euro kommen. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Industriepolitik, denn von Industriebetrieben würden auch mittelständische Unternehmen stark profitieren.

Comeback Osteuropas

Um den Standort weiterzubringen, ist laut Schramböck ein Gesetz, das Großinvestitionen in die Infrastruktur erleichtert, vorgesehen. Weiters soll Digitalisierung in Lehrberufen einen wichtigeren Stellenwert einnehmen und die Ansiedelungsagentur ABA um 30 Prozent mehr Unternehmen ins Land bringen. Darüber hinaus will Schramböck die Märkte in Osteuropa stärker beackern. Als Standortvorteile wurden von der Regierung die gut ausgebaute Infrastruktur, hohe Lebensqualität, geringe Zahl an Streiktagen, zentrale Lage in Europa, Fachkräfte, Forschungsprämie und Rechtssicherheit genannt.

Darauf angesprochen, dass die Steuer- und Abgabenquote in Österreich eine der höchsten in der EU ist, musste Kanzler Kurz das zwar zugeben, er verwies aber auf das Ziel der Regierung, diese bis zum Ende der Legislaturperiode auf 40 Prozent zu drücken. Außerdem komme es mehr auf den Mix an, hohe Ausgaben der öffentlichen Hand und Unternehmen in Forschung und Entwicklung würden von Unternehmen oft höher bewertet als hohe Steuern, sagte Schramböck. Den sozialen Frieden sieht Kurz aufgrund der Aufregung rund um den Zwölf-Stunden-Tag nicht gefährdet. „Diese Angstmache ist nicht nötig. Die Arbeitszeit in Österreich beträgt acht Stunden, und es bleibt dabei.“ Neu sei mehr Flexibilität, die auf Freiwilligkeit der Arbeitnehmer basiere, betonte Kurz.

Prominente Namen

Am häufigsten vertreten waren Manager aus Österreich, aber auch Führungskräfte aus Italien, Deutschland und den USA erschienen zahlreich. Prominente Namen waren unter anderem Microsoft-Europa-Vizepräsident Michel van der Bel, Gregory Wyler, Gründer und Vorstandschef des Satellitenherstellers OneWeb, und Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka.

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