Spar nahm Diskontern 2023 trotz Teuerung Geschäft weg
Während Lebensmitteldiskonter in Deutschland angesichts der hohen Teuerung auf dem Vormarsch waren, haben sie in Österreich Marktanteile verloren. Profitiert haben davon klassische Supermärkte, allen voran Spar. Der Salzburger Familienkonzern hat Umsatz und Marktanteil im vergangenen Jahr ausgebaut und ist mit Eigenmarken stark gewachsen. Hohe Energie- und Personalkosten führten aber zu einem Gewinneinbruch. Die Sporthandelstochter Hervis schreibt Verluste und speckt ab.
Über alle Geschäftsfelder hat der Spar-Konzern 2023 erstmals einen Verkaufsumsatz von über 20 Mrd. Euro erzielt. Im österreichischen Lebensmittelhandel belief sich der Brutto-Verkaufsumsatz auf 9,88 Mrd. Euro, gegenüber 2022 war das ein Plus von rund 9 Prozent. Der Zuwachs sei inflationsgetrieben und resultiere aus der Expansion, aber man sei auch stärker gewachsen als der Markt. "Unsere Stärke ist deren Schwäche. Wir entscheiden von Salzburg aus und manch andere von Deutschland aus. Wir sind sehr schnell bei den Konsumenten und in unseren Entscheidungen", sagte Spar-Chef Hans K. Reisch.
Reisch, Enkel des Spar-Gründers Hans F. Reisch, ist bei Spar seit November 2023 am Ruder, nachdem sich Fritz Poppmeier aus gesundheitlichen Gründen aus dieser Position zurückzog. Der bis Ende 2020 langjährige Spar-Chef Gerhard Drexel hatte sich oftmals kritisch zu gesellschafts- und gesundheitspolitischen Themen zu Wort gemeldet, unter anderem zu Umweltschutz und Freihandelsabkommen. Reisch will sich damit eher zurückhalten. Er stehe für Kontinuität. Sein Ziel sei, die Marktanteile auszubauen und die Marktführerschaft zu behalten, sagte der Firmenchef.
In den vergangenen Jahren ist der Salzburger Handelskonzern stark gewachsen. 2023 steigerte Spar den Marktanteil um 0,5 Prozentpunkte auf 36,8 Prozent. Vor 15 Jahren lag der Anteil noch bei 28,3 Prozent. Auch Konkurrent Rewe (Billa, Billa Plus, Penny usw.) hat im Vorjahr dazugewonnen, allerdings weniger stark um 0,2 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent, berichtete das Fachmagazin "Key Account" unter Verweis auf NielsenIQ-Daten. Hofer und Lidl kamen im Vorjahr gemeinsam auf einen Marktanteil von 22,9 Prozent. Das entspricht einem Rückgang von 0,2 Prozentpunkten.
Hohe Zuwächse bei Eigenmarken
Konsumentinnen und Konsumenten haben im Vorjahr wegen der Teuerung erneut vermehrt zu Eigenmarken gegriffen. Bei der Billigmarke "S-Budget" verzeichnete Spar ein Umsatzplus von 22 Prozent. Aber auch die vegetarische Marke "Spar Veggie" (+24 Prozent) und die Bio-Linie "Natur*pur" (+9 Prozent) wuchsen kräftig. Der Umsatzanteil der Eigenmarken gemessen am Gesamtsortiment liegt nun bei 43 Prozent. Preissenkungen von Markenherstellern würde Spar "so schnell wie möglich" weitergeben.
Verluste bei Hervis
Das Eigenmarken-Profil schärfen will Spar auch bei seiner Sporthandelstochter Hervis, die im Vorjahr Umsatzeinbußen und Verluste erzielte. "Es geht der Branche ganz einfach schlecht, deshalb geht es auch uns schlecht", räumte Reisch ein. Die Auswirkungen der Inflation, eine gesunkene Kaufkraft und der schwache Winter haben die Umsätze im Sportfachhandel insgesamt schrumpfen lassen und zu hohen Lagerbeständen geführt.
Bei Hervis sei der Verlust im Vorjahr ähnlich hoch wie 2022 gelegen. Damals waren es 30 Mio. Euro. Beim Umsatz büßte Hervis 2023 in Österreich sowie fünf Nachbarländern um 7 Prozent auf 514 Mio. Euro ein.
Spar wird daher das Hervis-Filialnetz straffen. In Österreich fallen voraussichtlich sechs der 105 Standorte weg. Auch in Bayern werden sechs Märkte geschlossen, drei grenznahe Standorte bleiben bestehen und werden künftig von Österreich aus betrieben.
Darüber hinaus verfügt Hervis über 21 Standorte in Slowenien, 33 in Ungarn, 20 in Kroatien sowie 52 in Rumänien. Hervis will seine bestehenden Eigenmarken neu positionieren und den Servicebereich ausbauen. Beim Ski- oder Radservice soll es in allen Geschäften den gleichen Standard geben.
Onlinegeschäft funktioniert nicht
Ähnlich verlustträchtig wie Hervis ist das Onlinegeschäft. "Die hohe Dichte an Supermärkten in Österreich ist der Grund, warum online nicht funktioniert", sagte Reisch. Spar stellt derzeit nur in Salzburg sowie in Wien und Umgebung Lebensmittel zu und will daran auch nichts ändern.
Die weniger gut laufenden Geschäftszweige, hohe Energie- und Personalkosten sowie schwierige Rahmenbedingungen in Ungarn ließen den Gewinn von Spar 2023 kräftig schmelzen. Das Konzernergebnis ist um rund 16 Prozent auf 221 Mio. Euro eingebrochen.
Spar verfügt allein in Österreich über mehr als 1.500 Supermarkt-Standorte und beschäftigt fast 52.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu kommen noch einmal fast 1.500 Standorte und rund 40.000 Beschäftigte in Norditalien, Ungarn, Slowenien und Kroatien. Das Auslandsgeschäft erzielte 2023 einen Gesamtumsatz von 7,8 Mrd. Euro. Zum Spar-Konzern gehören auch 31 Einkaufszentren der Shoppingcenter-Tochter SES. Das Unternehmen will heuer im In- und Ausland rund 850 Mio. Euro investieren.
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