Spanien: Noch mehr Arbeitslose

Mariano Rajoy steht vor der spanischen Flagge.
Schon jetzt liegt die Arbeitslosigkeit in Spanien bei 22,9 Prozent. Doch die Lage wird sich 2012 noch weiter verschlimmern.

Die Situation auf dem spanischen Arbeitsmarkt könne für Premier Mariano Rajoy derzeit "kaum kritischer" sein. Bei 22,9% liegt die Arbeitslosigkeit in Spanien – und wird weiter steigen. "Die Arbeitslosigkeit wird sich 2012 noch verschlimmern". Mit diesen klaren Worten stimmte der konservativer Regierungschef am Mittwoch seine Landleute auf eine harte Zukunft ein.

Die notwendige Spar- und Rotstiftpolitik zur Bekämpfung der hohen Staatsschulden werde eine Besserung auf dem Arbeitsmarkt zunächst verhindern, räumte Rajoy vor dem spanischen Parlament ein. Hinzu verschlimmere laut dem Regierungschef ein Wachstumsstillstand eine mögliche Reduzierung der Arbeitslosenzahlen in diesem Jahr. Im letzten Quartal 2011 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent, bis Mitte 2013 erwarten auch Unternehmer und Wirtschaftsexperten keine Besserung. Derzeit verzeichne lediglich die Exportwirtschaft ein geringes Wachstum, stellte Rajoy klar.

Rezession

Unterdessen rechnet die spanische Notenbank 2012 mit einer tiefen Rezession und geht davon aus, dass das Heer der Arbeitslosen im Laufe des Jahres um eine weitere halbe Million auf fast 5,8 Millionen ansteigen wird. Die ausufernde Arbeitslosigkeit sowie schrumpfende Gehälter, Einkünfte und Sozialhilfen haben zwischen 2009 und 2010 bereits eine Million Spanier in die Armut gezogen, beziehungsweise an die Armutsgrenze gebracht und sozial ausgegrenzt, ergab die jüngste Studie der spanischen Vereinigung gegen Armut und soziale Ausgrenzung (EAPN). Damit leben inzwischen elf Millionen Spanier, rund ein Viertel, an der Armutsgrenze und müssen mit weniger als 500 Euro im Monat auskommen. Die EAPN forderte die Regierung bereits auf, von der strengen Sparpolitik abzulassen und die Wirtschaft mit Investitionen anzukurbeln.

Spaniens Regierungschef machte die hohe Schuldenlast, die er von der sozialistischen Vorgängerregierung geerbt habe, für die Situation verantwortlich und bat am Mittwoch um "Zeit", welche die bereits eingeführten oder geplanten Wirtschaftsreformen brauchen, um auch Ergebnisse hervorbringen zu können. Am kommenden Freitag will seine Regierung eine "tiefe und grundlegende Arbeitsmarktreform" verabschieden, die vor allem die Einführung von Mini-Jobs vorsieht und das Einstellungs- und Entlassungsrecht flexibler gestalten soll, um für mehr Einstellungen zu sorgen.

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