Spanien: Krise killt Siesta

Im Zuge der Euro-Krise wird in Spanien eine heilige Kuh geschlachtet: die Siesta. Die Regierung hat beschlossen, die Ladenöffnungszeiten zu verlängern und die Zahl der Sonntage, an denen die Geschäfte öffnen dürfen, zu erhöhen. Auch geöffnete Geschäfte zwischen 14.00 und 16.00 Uhr sind nun kein Tabu mehr.
Mit den neuen Maßnahmen will Madrid vor allem ausländische Touristen dazu anregen, mehr Geld auszugeben, denn die Nachfrage der spanischen Konsumenten ist seit Jahren rückläufig. Ausländer, die Spanien besuchen, klagten immer wieder darüber, dass Geschäfte und auch Restaurants über Mittag geschlossen sind.
Die spanischen Einzelhandelsgeschäfte dürfen jetzt 90 statt der bisherigen 72 Stunden in der Woche öffnen. Kleinere Geschäfte mit weniger als 300 Quadratmeter Verkaufsfläche dürfen sogar täglich zu jeder Zeit öffnen. Zudem können Kunden künftig an 16 statt zwölf Sonntagen einkaufen gehen.
Noch mehr Freiheit gibt es für Geschäfte in Touristengebieten und Ferienorten: Dort dürfen sie an allen Feiertagen und Sonntagen im Jahr ihre Türen öffnen.
Mehrwertsteuer steigt
Die neue Regelung ist jedoch nicht mit allgemeiner Begeisterung begrüßt worden. Kleinere Geschäfte etwa fürchten, dass die neuen Öffnungszeiten ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte: Im Gegensatz zu den Kaufhäusern ist es für sie schwierig, zusätzliches Personal einzusetzen. Zudem wird für sie die Lage demnächst noch prekärer: Mit 1. September werden die Mehrwertsteuern deutlich angehoben, die Kaufkraft der Konsumenten wird wohl weiter schwinden. Ein spanischer Blogger brachte das Problem auf den Punkt: "Das Geld, das ich in meiner Tasche habe, wird sich nicht dadurch vermehren, dass mir mehr Stunden zum Einkaufen zur Verfügung stehen."
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