S&P stufte Frankreich weiter herab

Pierre Moscovici, französischer Minister, hält eine Rede vor Flaggen der EU und Frankreichs.
Die Ratingagentur beurteilt die Bonität Frankreichs nur mehr mit "AA".

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Frankreich herabgestuft. Die Bonität werde nur noch mit "AA" und damit eine Stufe niedriger bewertet als zuletzt mit "AA+", teilte die Agentur am Freitag mit. Die hohe Arbeitslosigkeit schwäche den Willen für signifikante Reformen, hieß es zur Begründung. Die von der Regierung eingeleiteten Maßnahmen reichten nicht, um die Wachstumsaussichten des Landes mittelfristig deutlich zu verbessern.

Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici wies die Kritik zurück. "Während der vergangenen 18 Monate hat die Regierung weitreichende Reformen eingeleitet, die die Wirtschaftslage Frankreichs verbessern, die Staatsfinanzen in Ordnung und die Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen sollen", teilte er in einer Stellungnahme mit.

Ayrault: "Nicht alle Reformen berücksichtigt"

Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault hat gelassen auf die erneute Senkung der Kreditwürdigkeit seines Landes durch die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) reagiert. Frankreichs Note bleibe "unter den besten der Welt", sagte Ayrault am Freitag dem Radiosender France Bleu Provence. Die Agentur habe bei ihrer Analyse nicht alle von Frankreich eingeleiteten Reformen berücksichtigt, insbesondere die auf den Weg gebrachte Rentenreform, fügte der Premier hinzu. Zudem habe Standard & Poor's keinen negativen Ausblick gegeben.

Ayrault verteidigte die Rentenreform. "Das ist eine gute Reform", sagte der Premier. Er zeigte sich überzeugt, dass das Gesetz bis Jahresende von der Nationalversammlung verabschiedet werde. Der Senat hatte die Vorlage abgewiesen. Die französische Regierung will die Beitragszeiten für die Rentenversicherung schrittweise auf 43 Jahre anheben. Das vergleichsweise niedrige Renteneintrittsalter von 62 Jahren will sie beibehalten. Ohne eine Reform droht der französischen Rentenkasse im Jahr 2020 ein Defizit von 20 Mrd. Euro.

Vor Monaten gewarnt

S&P hatte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone bereits vor einigen Monaten vor einer weiteren Senkung der Bonitätsnote gewarnt, sollte Frankreich seine Reformziele verfehlen. Eine weitere Herabstufung droht aber vorerst nicht, den Ausblick hob S&P auf stabil von zuvor negativ an.

Erst am Dienstag hatte die europäische Kommission Frankreich ein wenig zuversichtliches Zeugnis ausgestellt. 2014 soll es nur zu einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent reichen, was etwa halb so viel ist wie in Deutschland. "Steigende Arbeitslosigkeit und Steuererhöhungen wirken sich negativ auf die Einkommen aus", befürchtet die Kommission, was wiederum den Konsum bremst. Bis 2015 dürfte die Arbeitslosenquote auf 11,3 Prozent zulegen. Im September diesen Jahres lag sie bei 10,9 Prozent.

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