Sorge um Banken drückt erneut Kurse

Sorge um Banken drückt erneut Kurse
Anleger fürchten eine Finanzkrise 2.0. Im großen Stil warfen sie daher Papiere über Bord - vor allem der Bank-Sektor leidet.

Deja-vu am Aktienmarkt: Es ist, als schriebe man das Jahr 2008. Aus Furcht vor einem Kollaps des internationalen Finanzsystems trennten sich Anleger am Dienstag in großem Stil von Dividendenpapieren. Unter Verkaufsdruck standen wie bei der Lehmann-Pleite vor allem die Banken, nachdem das belgisch-französische Kreditinstitut Dexia im Strudel der griechischen Schuldenkrise in Schieflage geraten war.

Dexia zählt neben den französischen Kreditinstituten Société Générale, BNP Paribas und Credit Agricole zu den größten Gläubigern Griechenlands. 3,6 Milliarden Euro an Griechen-Anleihen lagern in Dexia-Büchern. Nur 340 Millionen Euro hat die Bank bisher wertberichtigt. Die Anleihen notieren aber nur mehr bei der Hälfte ihres Wertes. Weitere Abschreibungen von rund 1,5 Milliarden Euro wären nötig. Das dürfte die Bank überfordern. Nachdem die Ratingagentur Moody's vor einer Herabstufung des Instituts warnte, verabschiedeten sich viele Anleger: Dexia verbuchten einen Rekord-Kurssturz von bis zu 38 Prozent. Im Dexia-Sog gab der europäische Bankenindex 4,3 Prozent nach.

Frankreich und Belgien betonten, sie wollten die Finanzierung von Dexia sicherstellen. Die beiden Staaten und andere Großaktionäre hatten bei dem Institut während der Finanzkrise bereits sechs Mrd. Euro nachgeschossen.

"Was wir sehen, ist, dass sich Investoren die Banken herauspicken", sagte Analyst Justin Urquhart Stewart von Seven Investment Management. "Und Dexia ist die schwächste. Die Politiker müssen jetzt hinter den Banken stehen und das System am Leben halten. Andernfalls droht uns eine neue Finanzkrise."

ATX unter Druck

Zu den Problemen von Dexia kam am Dienstag noch eine Gewinnwarnung der Deutschen Bank. Das Institut erwartet, die prognostizierten zehn Milliarden Euro Gewinn heuer nicht zu verdienen. 500 Jobs sollen gestrichen werden. Das löste eine Verkaufswelle bei Bank-Aktien quer durch Europa aus. Die Deutsche-Bank-Aktie verlor bis 14:30 fast acht Prozent, Commerzbank 6,8 Prozent. In London sackte Barclays um sieben Prozent ab, in Paris verlor Credit Agricole ebenfalls gut sieben Prozent.

Der Wiener Leitindex ATX wurde von den Bankenwerten Raiffeisen Bank International und Erste Group in Mitleidenschaft gezogen und verlor zwischenzeitlich satte 4,5 Prozent. Am Abend beruhigte sich die Lage bei minus 2,6 Prozent.

"Derzeit gibt es nur eine Richtung für die Märkte", kommentierte ein Wiener Händler trocken. Im Gegenzug stiegen die entsprechenden Volatilitätsindizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, auf Mehrwochenhochs. Zuvor waren bereits die asiatischen Börsen ins Minus gerutscht und auch die Wall Street dürfte schwach eröffnen.

Die Nervosität der Investoren setzte den Euro erneut unter Druck. Er fiel auf ein Neun-Monats-Tief von 1,3144 Dollar.

Es wird rauer

Börsianer wiesen in diesem Zusammenhang auf eine Kuriosität hin: Am Montag hatte der S&P500-Index bei 1.099,23 Punkten geschlossen - dem exakt gleichen Stand wie am 3. Oktober 2008. Damals war sein Kurs bis zum Jahresende noch um 18 Prozent gefallen. "Das ist natürlich ein kompletter Zufall", betonte Christian Keilland, Chef-Händler des Brokerhauses BTIG in Hongkong. "Aber es sieht danach aus, dass - wo immer die Reise hingeht - es schneller, härter und rauer wird."

Bei der Deutschen Bank sorgte die Rücknahme des Gewinnziels für zusätzliche Verkäufe. Die Aktie brach um bis zu neun Prozent ein und notierte am Nachmittag 6,2 Prozent schwächer bei 24,15 Euro. Allerdings hätten zuvor bereits etliche Investoren bezweifelt, dass die Deutsche Bank ihr ehrgeiziges Ziel eines Gewinns von zehn Mrd. Euro erreichen werde, betonte ein Börsianer. "Jetzt ist die Katze aus dem Sack und die Anleger wissen was Sache ist."

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