So (un)gerecht ist Österreich
Europa droht eine soziale Spaltung: Die Gerechtigkeit hat während der Krise kontinuierlich abgenommen - zu diesem Schluss kommt die deutsche Bertelsmann-Stiftung in einer Studie, die am Montag veröffentlicht wurde. Besonders in den südeuropäischen Krisenstaaten sei es nicht gelungen, die Einschnitte sozial gerecht zu verteilen. Kinder und Jugendliche seien besonders negativ betroffen.
Österreich schneidet mit Platz sechs unter den 28 EU-Staaten vergleichsweise gut ab. Nur die nordischen Länder Schweden, Finnland, Dänemark sowie die Niederlande und die Tschechische Republik sind noch besser platziert. Allerdings hat der "Gerechtigkeitswert" auch hierzulande seit 2008 abgenommen - von 6,82 auf 6,61 Punkte (Bestwert: 10 Punkte, EU-weiter Durchschnitt: 5,60). Das Schlusslicht ist Griechenland, auch Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Italien schneiden nur unwesentlich besser ab.
Bildungskatastrophe
Der Index berücksichtigt Dimensionen wie Armutsvermeidung, Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt, sozialer Zusammenhalt und Nicht-Diskriminierung, Gesundheit und Generationengerechtigkeit. Verbessert haben sich verglichen mit 2008 nur Luxemburg, Deutschland und Polen.
Sensationell schneidet Österreich beim Arbeitsmarktzugang ab (Platz eins). Recht gut aufgestellt sieht die Studie das Land auch in der Armutsvermeidung und Gesundheit (jeweils Platz sechs) sowie bei Generationengerechtigkeit und Nicht-Diskriminierung (jeweils Platz acht).
Katastrophal sieht es hierzulande hingegen mit den Bildungschancen aus - nur Platz 16, sogar noch hinter dem EU-Durchschnitt. Ähnlich wie in Deutschland werde auch in Österreich der Bildungserfolg junger Menschen vor allem vom sozialen Status ihres Elternhauses beeinflusst, kritisieren die Autoren. Die Schuld geben sie der viel zu frühen Festlegung des Bildungsweges, die in Österreich schon nach der Volksschule erfolgt. Das sei nicht nur ungerecht, damit würden auch Talente verschenkt.
Armutsgefährdung
In Österreich sind laut der Studie 18,8 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht oder gefährdet, aus dem sozialen Leben ausgeschlossen zu werden. EU-weit liegt der Durchschnittswert bei 25,4 Prozent. Die Bandbreite ist freilich enorm - zwischen dem überraschenden Spitzenreiter Tschechische Republik (14,6 Prozent) und dem Schlusslicht Bulgarien (49,3 Prozent).
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